Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 21.04.2020 “Die Entscheidung”

Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 21.04.2020 “Die Entscheidung”


“Einen Menschen heilen heißt, ihm den verlorenen Mut wiederzugeben.” Phil Bosmans (1922 – 2012), belgischer Ordenspriester, Telefonseelsorger und Schriftsteller

Bild: Wikipedia.de

Aus den Tagebücher, Liedern und Texten des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirson, chronologisch und nach seiner Priorität geordnet.:

2.Tag des Schlachtmonds [Travia] im Jahr 2648 JL [1021 BF]

Wir waren alle im Grassodenhaus und besprachen uns. Madru, der Treller [Gefangene] von Norri, lag auf einer Schlafstelle und schlief. Jorgan hatte uns allen gerade erklärt, dass der Schadensszauber, den die freien Swanhild, Swafgar und unser Kamerad Orm erlitten, von Madru abgeprallt waren. Diese schrecklichen Zauber galten dem 15jährigen Treller und irgend etwas magisches an ihm, schützte ihn davor. Der Zauber war ausserhalb des Gebäudes, wohl auch ausserhalb des Ortes, aktiviert worden und nahm den Weg durch die „Schattenwelt“, wie Jorgan es nannte, auf das Ziel Madru. Wäre niemand in der Nähe von Madru und würde Madru niemanden während des Zaubers ansehen, hätte der Zauber abprallen und einfach verpuffen können. Wir beschlossen, uns von Madru, wenn es ging, fern zu halten. Fenja bemerkte, dass Madru sehr geschwächt war und etwas zu essen brauchen könnte. Ich beschloss, in die Küche des Langhauses zu gehen und eine kräftige Gemüsesuppe zu kochen. Draussen lag immer noch hoher Schnee. Ich nahm wahr, dass eine Gruppe von Rekkern [Kämpfer] zusammen gestellt wurde, um die Spuren der Angreifer zu suchen.

Ich kam nach einer Weile mit einem kleinen Kessel voller heisser Gemüsesuppe und ein paar Holzteller und Löffel zurück in das Grassodenhaus. Fenja half Madru, sich hinzusetzen, stützte ihn fürsorglich und half ihm beim essen. Während er und diejenigen, die auch Hunger hatten, von der Suppe nahmen, fragte Fenja den jungen Treller, woran er sich erinnerte. „Ich habe geschnitzt.“ sagte er. Madru war sichtlich erschöpft und die Suppe tat ihm gut. Er gab zu, dass er ein Durro-Dûn, also ein schamanistischer Tierkrieger war. Als er nur wenige Tage vor unserer Ankunft hier in der Nähe von „Gulbladdirstadir“ [Gulbladdirs Hof] von Norri gefangen genommen war, hatte er nach Federn einer Schnee-Eule gesucht. Vielleicht hatte sein damaliger Lehrer „Lhargûn“ ihn einen Zauber auferlegt, der ihn vor magischen Schaden schützt. „Lhargûn“ war ein sehr mächtiger Godi [spirituelle Mittelpunkt vieler thorwalischer Gemeinschaften]. Madru erzählte uns von „Shachmas Dûr Rachdan“, der einst zur Vereinigung der Schnee-Eule angehörte; wie auch sein Lehrer „Lhargûn“. Shachmas aber verließ diese Vereinigung und wandte sich seitdem der Vereinigung der Schädeleule zu, die für das Düstere und Böse stand. Eine Schädeleule könnte in der entsprechenden Distanz wie ein Gespenst aussehen. Orm zeigte uns seine Narben am Oberkörper und fragte, ob diese kräftigen Kratzer, von einer Eule stammen könnte. Doch Madru sagte, dass diese Wunde eher einem Firunsbären zugeordnet werden konnte.

Leider erfuhren Finn und Jenssei von mir recht spät, dass eine Gruppe Rekker nach Spuren ausserhalb von „Gulbladdirstadir“ suchten. Als die beiden sich der Gruppe anschließen wollten, waren die Neu-Hjaldingarder längst aufgebrochen. So mussten der Veidimader [Jäger] und der Gjaldskaper [Söldner] sich rasch Ausrüstung und Felle besorgen und ihre Waffen anlegen, wollten sie die Gruppe noch einholen. Sie trafen auf Firnja, eine der Freien. Sie zeigte den beiden Helden die Richtung, in der die Gruppe aufgebrochen war. Immer an der Küste entlang. Dann liefen die beiden Helden der Gruppe hinterher. Die Spuren im Schnee waren ja nicht zu übersehen. Trotzdem trafen sie erst gegen Mittag auf die Gruppe der Neu-Hjaldingarder. Sie erkannten Tevil, Norri, Kjasker und Orvil. Allesamt hatten sie eine lange Wegstrecke zurück gelegt. Körperlich war es, dank des hohen Schnees, trotz Schneeschuhe, sehr anstrengend. Als sie dann gemeinsam aufbrachen und die Gegend absuchten, entdeckten sie im Schnee unter einem Baum ein rostiges Messer mit einer 12 Halbfinger [Zentimeter] langen Klinge. An der Klinge hafteten winzige Schuppenreste. Es war also ein Fischmesser. Tevil steckte das Messer ein. Nicht weit entfernd fand Norri ein pflaumengroßes Büschel aus Federn, Fellhaaren und Knochenstücke. Auch das steckte Tevil in seine Tasche. Trotz weiterer Suche fand die Gruppe und unsere Kameraden keine weiteren verwertbaren Fußspuren. Also gingen sie zurück.

Inzwischen redeten Jorgan und Fenja miteinander. Es ging um einen Zauber, mit denen man Drauger [Geister] und Dämonen bannen kann. Ein gemeinsamer UNITATIO-Zauber kam ihnen in den Sinn. Damit konnten sie ihre Kräfte bündeln. Dann gingen sie ins Langhaus. Sie redeten mit der Hersir [Sippenoberhaupt] Katlar und dem Godi Olgi über die Angriffe. Jorgan bot an, über dem Langhaus ein Schutzpentagramm zu ziehen, dass magische Angriffe möglicherweise abwehrt. Ich kann mir gut vorstellen, wie die empörten Blicke der beiden Neu-Hjaldingarder ausgesehen und gewirkt hatten, als sie von Jorgans Vorschlag hörten. Natürlich waren sie dagegen. Es wurde auch über meine Zukunft gesprochen. Doch davon mag ich später berichten.

Am Abend kam die Gruppe unter Tevils Führung mit Finn und Jenssei zurück. Im Langhaus präsentierten sie, neben ihren kurzen Bericht, die beiden Fundstücke. Das Messer konnte, ausser, dass es sich um ein altes Fischmesser handelte, niemand genauer zuordnen. Bei dem pflaumengroßen Fundstück handelte es sich um ein Gewölle, welches eine Eule auswürgt. Dinge, die das Tier gefressen, aber nicht verdaut hatte. Nach der kurzen Untersuchung warf Olgi das Gewölle in die Glut des Kamins, wo es langsam verbrannte. Dann brachte Olgi an den Wänden des Langhauses, Schutzzeichen mit Kohle an. Mit dem Zauber ODEM ARCANUM erkannte Jorgan, dass die Schutzzeichen das Merkmal „Schutz vor dem Bösen“ aufwies. Aber sie enthielten nur mäßge Kraft.

Dann gab es Abendessen. Es wurde ein Eintopf mit Rauchfleisch verteilt. Madru saß mit uns im Langhaus zusammen. Katlar sprach laut in die Runde, dass sie alle Helden, bis auf mich frei gab, da sie halfen, den Ort „Eylavir“ anzugreifen und die Vorräte zu erobern. Meinen Einwand widersprach die Hersir, dass ich noch ein Jahr für meine Freiheit in „Gulbladdirstadir“ zu arbeiten hatte. Zustimmendes Gemurmel auf allen Seiten, bis auf Orm, der für mich sprach. Aber Katlar hatte ihre Entscheidung getroffen. Ich musste mir etwas ausdenken, um mit meinen Kameraden weiter reisen zu können.

Jorgan bat Madru, sich an Jandra „Sturmkind“ zu erinnern. Die Hetfrau [Kapitänin], der wir, bis auf Jorgan und Orm einen Trygdar-Eider [Treueschwur] geleistet hatten. Er erwähnte erneut, dass sein Meister „Lhargûn“ sie nur einmal mit Namen erwähnt hatte. Dann kam Tjummen mit Metkrügen zu uns. Er verteilte sie und bat darum, sich zu uns zu setzen. Wir bedankten uns und gewährten im seine Bitte. Plötzlich verdrehte Madru die Augen und kippte um. Tjummen schrie vor Schmerz und in Panik auf. Auf seinem Gesicht zeichneten sich, wie von unsichtbarer Hand gemalt, breite prankenartige Wunden. Blut spritzte aus Tjummens Wunden. Finn trug Madru aus dem Langhaus. Ich folgte ihm. Tevil forderte Orm auf, mitzukommen und den Verursacher mit weiteren Rekkern draussen aufzuspüren. Das ließ sich unser Thorwaler nicht zweimal sagen und nahm sich Waffe, Felle und Rüstzeug mit und suchte mit den Neu-Hialdingardern die Gegend ab. Orm war stinksauer. Um seiner Wut und seinem energischen Einsatz Ausdruck zu verleihen, rief er mehrmals in die Nacht hinein: “Wo bist du?” und “Zeig dich!”. Das beeindruckte die freie Eiliff besonders, so dass sie mit “Das Wohl!” zustimmte.

Wir hatten Madru in das Grassodenhaus gebracht. Dort lag er auf einem Haufen Stroh und wälzte sich erneut hin und her. Wir versuchten nicht in Madrus Augen zu blicken. Finn aber beobachtete Madru eine Weile. Im Langhaus wendete Jorgan den Zauber ANALYS ARCANSTRUCTUR an. Dieser Zauber sollte, mehr als ein ODEM ARCANUM, tiefer in die magische Substanz eintauchen; einfach ausgedrückt. Wir versuchten im Grassodenhaus Madru erneut zu beruhigen, Fenja bat um Hilfe. Sie wusste micht was zu tun war und wollte Jorgans Rat. Ich beschloss, zurück ins Langhaus zu laufen, um Jorgan zu holen oder zu fragen. Dort angekommen, sah ich 25 Neu-Hjaldingarder in Panik oder mit dem verletzten Tjummen beschäftigt. Der Godi Olgi war bei ihm und versorgte den Rekker mit zwei weiteren. Einige hatten sich in der Nähe von Katlar versammelt. Jorgan schien konzentriert auf Tjummen zu blicken, als ob er zaubern würde. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihn gerade störte oder nicht. Also sprach ich leise zum Galdmader [Magier], dass Fenja um seine Hilfe bat. Mit einem wütenden Blick schaute mich Jorgan an. Offenbar hatte ich ihn doch bei etwas wichtigen gestört. Ich entschuldigte mich und lief zurück zum Grassodenhaus und musste den Galdmader entschuldigen.

Langsam beruhigte sich Madru im Grassodenhaus. Wir hielten allesamt Abstand zu ihm. Jorgan erschien und berichtete uns, was er herausgefunden hatte. Madru schlief jetzt wieder. Dann ging Jorgan zurück zu Katlar und wollte mit ihr sprechen. Ich ging Jorgan hinterher. Diesmal wollte ich dabei sein, denn ich hatte eine Idee, wie ich meine Kameraden doch noch begleiten könnte. Inzwischen war im Langhaus Ruhe eingekehrt. Trotzdem konnte man die gemeinsame Furcht von allen Leuten im Langhaus förmlich spüren. Jorgan berichtete: Es war nichts dämonisches. Der Zauber kam aus dem Limbus und galt wieder Madru. Er wurde von etwas mächtigen beschützt, daher traf es Tjummen, der zufällig in seine Nähe trat oder gar von Madru angesehen wurde. Ich stand einen Schritt rechts hinter Jorgan und wartete die Reaktion ab. Norri bekam rote Ohren. Vielleicht fühlte er sich durch seinen Treller mitverantwortlich, was Tjummen geschehen war. Der Godi Olgi fühlte sich sichtlich in seiner Situation unwohl. Seine Schutzzeichen hatten nicht gewirkt. Die Hersir Katlar entschied: “Madru wird Morgen früh den Ort verlassen.”

Jorgan sprach sich dafür aus, Madru mitzunehmen, wenn er und seine Kameraden Morgen den Ort verließen und Katlar stimmte dem Galdmader zu. Ich trat einen Schritt vor und sprach auch mich dafür aus, meine Kameraden zu begleiten, was Katlar ablehnte. Dann begann ich eine Metapher, ein gutes Seil nicht unnötig zu zerschneiden, was dem Godi galt. Doch weder Olgi noch Katlar reagierten darauf. Dann kam mir Jorgan zuvor. Er sprach davon, den Skalden (also mich) gerne mitnehmen zu wollen, denn der Skalde (ja, in meiner Erinnerung sprach der Galdmader von mir in der dritten Person, obwohl ich direkt neben ihm stand) wäre der einzige, der die Harfe spielen konnte. Ohne die Harfe und seinem Spieler konnten die Helden womöglich ihre Aufgabe nicht fortsetzen. Wie Jorgan um mich buhlte, kann ich leider nicht mehr genau wiedergeben. Aber ich kam mir dabei eher wie ein Stück Gepäck vor um das gebuhlt wurde, wer es tragen musste. Schließlich beschloss Katlar, dass auch der Skalde Morgen gehen durfte.

(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)

[Wir bekamen jeder 100 Abenteuerpunkte zur freien Verfügung]

Danke an Rike (Fenja), Claas (Finn), Christian (Jinssei), Henning (Jorgan), Hauke (Orm) und unseren Spielleiter Frerk.

Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert