Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 02.06.2020 “Die Flucht”

Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 02.06.2020 “Die Flucht”

“Man kann leichter Schlachtopfer sein als Henker.” Anton Pawlowitsch Tschechow (1860 – 1904)

[Bild: Gjalskerländer © 2011 Ulisses Spiele GmbH]

Aus den Tagebücher, Liedern und Texten des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirson, chronologisch und nach seiner Priorität geordnet.:

Manches von dem ich hier berichte, habe ich erst später erfahren.“ T.F.

12.+13. Tag des Schlachtmonds [Travia] im Jahr 2648 JL [1021 BF]

Nach dem Festmahl im gjalskerländischen Haerad [Dorf, Sippe] der Yackach, brachte man uns in einer einfachen Hütte unter, gegenüber einem Ritualplatz. Jorgan, unser Galdmader [Magier] sagte uns, dass mit dem Schamanen Lhargûn etwas nicht stimmte. So wusste der Schamane entgegen den Behauptungen seines Schülers Madru, nichts über die Hetfrau [thorwalische Kapitänin] Jandra „Sturmkind“. Lhargûn hatte nur Jorgans Worte nachgesprochen. Wir einigten uns darauf, dass Jorgan für uns sprechen sollte. Der Galdmader warnte uns vor schamanistischen Ritualen, wie das herumtanzen um uns, Bemalungen auf den Körper, große Gesten und das sammeln von Haaren und Fingernägeln des Opfers.

Während wir uns Gedanken darüber machten, begannen die Trommeln zu schlagen. Wenig später begann ein Singsang. Der Singsang wurde lauter, ein Schrei ertönte. Jorgan öffnete die Tür und sah auf den Ritualplatz. Er sah fünf Barbaren gefesselt und an Pfählen gebunden. Der wohl soeben Geschlagene hatte eine klaffende Wunde über seinen Oberkörper, die Jorgan sehr bekannt vorkam. Einer der Tierkrieger der Schädel-Eulen bemerkte Jorgan und ging zur Tür. Mit den Worten „Stört nicht.“ schloss er die Tür vor Jorgan und stellte sich demonstrativ davor.

Fenja suchte an der Wand neben der Tür nach einem Guckloch und fand ein Astloch vor, durch welches sie nach draussen schauen konnte. Sie sah, dass das Blut aus den Wunden der Barbaren in einem Gefäß aufgefangen wurde und in einem größeren Gefäß, in der Mitte des Ritualplatzes umgeschüttet wurde. Dem größeren Gefäß fügte der Schamane Lhargûn noch einige Kräuter hinzu. Inzwischen untersuchte ich das Fenster an der rückwertigen Seite der einfachen Holzhütte. Ich meinte, dass mit wenig Gewaltaufwand man das Fenster schnell öffnen und daraus ins Freie flüchten könnte. Das teilte ich meinen Kameraden mit.

Plötzlich trat draussen Ruhe ein. Die Trommeln und der Gesang hörten draussen auf. Wir waren alle angespannt. Fenja berichtete uns, dass das Gefäß in der Mitte des Ritualplatzes vom geschwächten Lhargûn aufgenommen wurde. Seine beiden Tierkrieger stützten ihn, als er langsam das Haerad verließ. Mit bleichen Gesicht berichtete Fenja uns, dass sie gesehen hatte, wie vier der fünf Barbaren schreckliche, uns bekannte Wunden, am Oberkörper bekommen hatten. Dem fünften Barbaren aber hatte Lhargûn die Kehle aufgeschlagen und dessen Blut getrunken.

Jorgan verschränkte die Hände auf den Rücken und ging auf und ab. Das war seine Art, nachzudenken. „In dem Blut liegt große Macht.“ sagte er, als er uns seine Thesis von Blutmagie erklärte. Finn öffnete die Tür, die nun nicht mehr bewacht wurde. Er sah, dass der tote Barbar ehrenvoll aufgebahrt wurde. Finn sah auch, dass der Schamane mit seinen Tierkriegern wieder in das Haerad kamen. Fenja, Finn und Orm gingen hinaus. Sie bekamen von den Dorfbewohnern respektvolles Kopfnicken. Finn fragte auf thorwalsch nach dem Sinn des Rituals und bekam die Antwort: „Was unser Haerad schützt.“ – „Dafür tötet ihr Dorfbewohner?“ – „Was getan werden muß.“ Die Dorfbewohner wurden also nicht gezwungen, sich zu opfern. Sie taten es freiwillig.

Lhargûn und seine Schädel-Eulen-Tierkrieger

Die Dorfbewohner waren uns dankbar, dass wir beim nächsten Ritual unser Opfer für sie bringen wollten. Das war eigentlich nicht unsere Absicht, als wir während des Festmahls unsere „Hilfe“ angeboten hatten. „Können wir nicht irgendwie anders helfen?“ fragten wir. Doch wir erhielten keine für uns befriedigende Antwort. Die Angehörigen des toten Barbaren standen um ihn herum und betrauerten ihn. Für sie war er ehrenvoll gestorben. Fenja sprach mit ihnen. Der Tote hieß „Cynirunia, Sohn des Brelsjur“. Danach wurde sie gebeten, den Verletzten zu helfen. Jorgan stand dabei und auch die Yaldringa [gjalskerländisches Sippenoberhaupt] „Angrimma brei Garda“.

Angrimma erzählte beiden, dass der Fluch über das Haerad damit begann, als keiner der Dorfbewohner das Dorf zum jagen verlassen konnte. Die Verletzungen, die die Opfer des Rituals hatten, waren die gleichen, die auch die Tierkriegerin „Pinalah“ und ihr Gefährte „Arrad“, ausserhalb des Dorfes hatten und auch die Verletzungen, die von Madru abprallten und andere für ihn erlitten. Während des Gesprächs kam Fenja die Ähnlichkeit von Angrimma mit der jungen Garda [16-17. Tag des Kornmonds im Jahr 2648 JL] aus Jandra´s Ottajasko [thorwalische Schiffsgemeinschaft] vor, also flüsterte unsere Heilari [Heilerin] Fenja ihm Garda´s Namen zu. Doch leider verstand Jorgan nicht, was Fenja meinte. Angrimma warnte Jorgan und Fenja: „Versucht nicht aus dem Haerad zu fliehen.“

Fenja kümmerte sich weiter um die verletzten Barbaren. Jorgan überredete Angrimma, mit ihm aus dem Dorf zu gehen. An den verdutzten Wachen gingen sie vorbei und verließen das palisadenbewehrte Dorf einige Schritte. Sie erreichten die Stelle, wo Lhargûn das Opferblut halbkreisförmig um das, an einen gewaltigen Felsen gebaute Dorf, verteilt hatte. Jorgan konnte über die Begrenzung schreiten. Angrimma gelang es nicht. Jorgan fragte Angrimme nach Jandra. Angrimma erzählte, dass Jandra und sieben von ihren Begleitern vor Angrimma´s Geburt das Haerad erreichten, als die Yackach mit Eiskriegern aus der Umgebung in Fehde lagen. Jandra half die Eiskrieger zu besiegen. Der Zorn des Mammuts und der Zorn des Wals waren damals mit ihr. Angrimma gab zu, dass ihre Mutter „Garda Jorgansdottir“ war. Die Garda, die Jorgan von der Otta [Drachenboot] „Seetiger“ kannte. Sie war eine der sieben Tapferen.

Jandra war es, die das Haerad damals riet, Vorräte im Hang auf dem Felsen anzulegen. Der damalige Lehrer von Lhargûn war „Bregdam dûr Yagoch“. Jorgan erfuhr, dass Jandra damals eine wichtige Waffe schnitzen wollte. Diese Waffe wollte Jandra gegen ein böses Wesen einsetzen, dass die Welt verschlingen wollte. Jorgan beschwor, dass wir sechs die Aufgabe von Jandra übernommen hatten und erzählte im groben von Jandra´s Saga. Nun hatte sich Angrimma´s Meinung geändert. „Flieht, sonst werdet ihr morgen sterben.“ riet sie Jorgan. Bei ihrer Rückkehr in das Dorf beobachtete Jorgan, wie viele Krieger das Tor bewachten. Jorgan berichtete uns anschließend in der Hütte. Wir verglichen die magischen Angriffe mit den Blutopfern im Haerad und erkannten entsprechende Zusammenhänge. Wir machten Fluchtpläne.

Aus dem Felsen entsprang nach einem kleinen Wasserfall ein Bach. Da wir den Verlauf der Höhle hinter dem Wasserfall nicht kannten, war eine Flucht in dieser Richtung zu riskant. Mein Vorschlag, in der Dunkelheit Verwirrung durch die in den Gattern festgehaltenen Nordlandpony´s und Wollnashörner zu verursachen, um dann über die Palisaden zu entkommen, wurde abgelehnt. Es war die Rede von Messergras hinter den Palisaden. Wir waren letztendlich für den Einsatz von Magie und roher Gewalt und zwar direkt auf das Tor zu. Der kürzeste Weg. Ich gab zu bedenken, dass meine Lebenskraft sehr niedrig war und ein guter Treffer gegen mich, mein Ende bedeutete. Also hielt ich mich am besten ganz in der Nähe von Jorgan auf.

Wir ruhten nur ein paar Stunden. Mitten im dunkeln, noch lange bevor die Sonne aufging, packten wir unsere Sachen zusammen. Fenja schaute aus der Tür hinaus. Dank ihrer Zaubermacht erkannte sie, dass weit abseits von uns eine Fackel brannte. Darunter hielt einer der Barbaren Wache. Am Tor, dass aus dem Dorf führte, hielten drei Barbaren Wache. Dort hingen auch zwei weitere Fackeln. Das Dorf lag still und schweigend da. Wir sprachen uns ab, wie wir vorgehen wollten. Dann benutzte Jorgan den Zauber SILENTIUM. Damit erzeugte der Galdmader eine Kuppel von fünf Schritt von sich als Mittelpunkt in jede Richtung, in der absolute Stille herrschte. Ich hielt mich, wie geplant, dicht an Jorgan. Wer sich innerhalb der Kuppel aufhielt, machte keine Geräusche. Aber auch wir konnten uns nicht akustisch verständigen. Direkt unheimlich war es für mich, absolut nichts zu hören.

Orm und Finn gingen voran, dann Jorgan und ich, dicht gefolgt von Fenja und Jinssei. Wir schlichen schnell auf das Tor zu. Die Wachen sahen uns. Wir waren schnell bei ihnen. Sie wollten Alarm rufen aber das konnten sie nicht mehr, denn auch die Wachen waren jetzt innerhalb von Jorgans magischer Stille. Jorgan gab ein Zeichen. Dann benutzte der Galdmader seinen berühmten HAMMER DES MAGUS. Mit seinem Zauberstab berührte Jorgan das Tor, dass sich plötzlich völlig lautlos in tausende von einzelnen Holzsplittern verwandelte, die unglaublich schnell nach aussen flogen. Was für ein seltsames Schauspiel. Mit dem ersten Schlag schlug Finn einen der Wachen nieder. Dann befanden sich Finn und Orm im Kampf mit den restlichen zwei Wachen, die den Weg einfach nicht freigeben wollten.

Jorgan gelang es, an einer Wache vorbei zu kommen. Ich konnte folgen. Fenja gelang es nicht, sich vorbei zu kämpfen und bekam einen Treffer ab. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihr, sich vorbei zu kämpfen. Jinssei konnte Fenja folgen. Zu viert rannten wir aus dem Dorf. Unser Ziel war die blutige Markierung zu überqueren, denn die Dorfbewohner der Yackach kamen daran nicht vorbei, glaubten wir. Finn und Orm kämpften noch gegen die zwei Wachen, die sich hartnäckig hielten. Da der Kampf nun ausserhalb von Jorgans magischer Stille herrschte, wurden die Dorfbewohner aufgeweckt und wollten den Wachen zu Hilfe kommen. Endlich gelang es Orm und Finn sich von den kämpfenden Wachen zu lösen und rannten auf uns zu, während wir jenseits der blutigen Markierung auf unsere Kameraden warteten.

(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)

Danke an Rike (Fenja), Claas (Finn), Christian (Jinssei), Henning (Jorgan), Hauke (Orm) und unseren Spielleiter Frerk.

Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice

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