Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 19.05.2020 “Neue Freunde”

Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 19.05.2020 “Neue Freunde”

[Bild: Gjalskerländerin © 2011 Ulisses Spiele GmbH]

Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, dass wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.“(Der Zahir) Paulo Coelho *1947


Aus den Tagebücher, Liedern und Texten des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirson, chronologisch und nach seiner Priorität geordnet.:

„Manches von dem ich hier berichte, habe ich erst später erfahren:“ T.F.

10.+11. Tag des Schlachtmonds [Travia] im Jahr 2648 JL [1021 BF]

Nach dem Angriff der Orks, die von den Mittelreichern auch Schwarzpelze genannt wurden, waren wir sehr erschöpft. Ich hatte im Schneematsch gelegen und war zunächst kampfunfähig. Als ich mich noch einige Augenblicke erholte, erblickte ich meine Kameraden, die die erschlagenen Orks aus unserem Lager schleppten. Ich half dann dabei mit. Finn schlitzte jedem getöteten Ork vorsichtshalber noch die Kehle mit seinem Dolch oder Messer auf. Mir sollte es recht sein, denn ich verspürte seit dem Tod meines Lehrmeisters Jora Svensson, durch räuberische Orks, einen Hass auf diese Bestien. Wir häuften die fünf Leichen abseits des Lagers auf. Keiner von uns wollte sie begraben. Ich schlug vor, die Orks bei Tagesanbruch nach gebräuchlichen Waffen, Rüstungen, Werkzeugen oder Felle zu durchsuchen. Ich hoffte auch, so etwas wie Nahrung zu finden. Die blutigen Stellen unseres Lagers bedeckten wir mit sauberen Schnee aus der Umgebung. Und das alles machten wir noch in der Nacht. Finn hielt dann weiter Wache. Wir legten uns alle schlafen. Später übernahm Orm den Rest der Wache.

Am Morgen des 11. Tages des Schlachtmondes gab es ein karges Frühstück. Es schneite dicke Flocken. Nun hatten wir keine Nahrung mehr. Ich durchsuchte die toten Orks, doch ausser ihren minderwertigen Waffen und abgenutzten stinkenden Fellen fand ich nichts brauchbares. Ich berichtete meinen Kameraden und schlug vor, ihr Lager zu suchen. Vielleicht haben sie dort Vorräte zurück gelassen. Doch ich wurde überstimmt. Meine Kameraden wollten allesamt die Gegend weit hinter sich lassen und zu Madru´s Haerad [Sippe, Dorf] Yackach reisen. Madru berichtete, dass es nicht mehr weit wäre. Bei der Gelegenheit entschuldigte ich mich bei Madru für mein Mißgeschick, dass ich ihn in der Nacht, während des Kampfes mit meinem Wurfbeil getroffen hatte. Der junge Durro-Dûn [gjalskerländischer Tierkrieger] nahm es mir nicht besonders übel und meine Entschuldigung leicht überheblich an. Mein Wurfbeil fand ich übrigens nicht wieder.

Wir brachen auf und reisten, so schnell es ging, bis Mittag gen Praios [nach Süden]. Bis dahin schneite es. Dicke Flocken legten sich sanft auf die Spuren, die wir hinterließen. Yinssei ging zuerst voran, dann löste ihn Jorgan ab. Wir errichten einen leichten Höhenzug östlich und ein Tal westlich und schritten eine Strecke ebenerdig, die etwa 100 Schritt breit war. Da entdeckte Orm einen Schneehasen, drei Schritt von ihm entfernt. Jinssei schoss einen Pfeil auf den Nager und verfehlte ihn. Bevor der Schneehase flüchten konnte, schoss unser Veidimader [Jäger] einen zweiten Pfeil ab und erlegte den Hasen. Kurze Zeit später erblickten wir einen zweiten Schneehasen und Jinssei erlegte auch das Tier. Diesmal gleich mit dem ersten Schuss. Ich nahm die erlegte Beute an mich und hängte sie mir an den Gürtel. Dann hörten wir ein Wehklagen.

Die Stimme klang menschlich und weiblich. Sie kam aus der Unterseite eines flachen Findlings in der Nähe. Jorgan ging voran und machte sich bemerkbar. Er sprach, dass wir friedlich wären und die Frau nichts zu befürchten hatte. Dann trat die Frau hervor. Sie war recht groß, mit Fellen bekleidet und trug eine Axt als Waffe, die einer Orknase [Zweihandhiebwaffe] ähnlich war. Nur hatte ihre Axt einen deutlich kürzeren Griff. Sie stellte sich als „Pinalah“ vor. Sie und ihr Gefährte „Arrad“ waren von merkwürdigen Angriffen aus dem Nichts verletzt worden. Arrad lag noch in der kleinen Erdmulde unter dem Findling. Wir richteten an dieser Stelle einen Lagerplatz ein.

Madru erkannte die beiden verletzten Krieger und auch sie kannten Madru. Verständigen konnten wir uns aus einem Gemisch von thorwalsch und sehr viel hjaldingardisch. Wir lagerten in der Nähe eines Flusses. Dort konnten wir auch unsere Wasserschläuche auffüllen. Während ich aus den beiden erlegten Hasen ein Mahl brutzelte, versuchte Fenja die Verletzungen von Pinalah zu heilen. Jorgan heilte die Verletzungen von Arrad magisch. Es waren die gleichen Verletzungen, die auch die Opfer trugen, wenn Madru angegriffen wurde und die Zauber von ihm abprallten. Pinalah hatte zwei Verletzungen und Arrad sogar drei. Pinalah erzählte Madru, dass es Angriffe auf „Schnee-Eulen“ gab und auch in den Tagen zuvor. Damit war die Kriegersippe aus Madru´s Haerad gemeint. Eine der Schnee-Eulen war bereits verstorben. Wir überprüften zeitlich die Angriffe auf Madru und die Angriffe auf die Schnee-Eulen. Es gab tatsächlich eine zeitliche Stimmigkeit, wie wir herausfanden.

Später nahm Jorgan, Fenja und Madru beiseite, um mit ihnen ungestört zu reden. Sie hatten wieder Geheimnisse vor uns. Mir mißfiel das. Als sie wieder zurück waren, erzählten Pinalah und Arrad von ihrem Haerad, der hungerte. Es konnten nur wenige den Ort verlassen. Ein Fluch lag über ihr Haerad der Yackach. Wachen für die Nacht wurden eingeteilt. Jorgan, Orm und Finn übernahmen die Wachen. Dann erfolgte eine ruhige Nacht, in der wir alle ein wenig Lebenskraft regenerierten.

12. Tag des Schlachtmonds im Jahr 2648 JL

Am Morgen nahmen wir den Rest der gebratenen Hasen zum Frühstück zu uns. Pinalah erzählte uns, dass sie mit Arrad in den Eulenwald gehen wollte. Dort war der Odûn [Tiergeist] stark und sie wollten sie sich mit anderen Durro-Dûn treffen. Madru wollte Pinalah und Arrad begleiten. Wir sollten zum Haerad der Yackach vorgehen. Jorgan fragte Madru nach einem Schriftstück für die Yackach. Also fertigte Pinalah für Jorgan auf einem breiten Lederband mit Holzkohle Zeichen an, die bestätigen sollten, was wir im Haerad erzählen. Das sollten wir Madru´s Lehrer Lhargûn oder der „Yaldingra“ (war das ein Name?) geben. Pinalah gab Jinssei eine Wegbeschreibung zum Haerad und zum Eúlenwald. Wir besprachen uns kurz. Wir waren uns sicher, dass irgendjemand oder irgend etwas Madru vor den Zaubern Schützt. Ich war mir sicher: die Runjas [Schicksalsgeister] waren auf Madru´s Seite. Dann trennten wir uns zum erstan Mal seit langen von Madru.

Wir benötigten den ganzen Tag, bis wir das Haerad der Yackach erreichten. Wir waren hungrig und müde, als wir dort ankamen, denn es schneite massiv. Nachdem wir einen kleinen Hügel überquerten, sahen wir eine halbkreisförmige Palisade, die an einen massiven Felsen angeschlossen war. Aussen, um die Palisade herum, war ein Graben angelegt. Ein schmaler Zugang führte über den Graben zu einem Holztor. Von aussen erkannten wir etwa 15 Behausungen innerhalb der Palisade. Als wir uns den Graben näherten, machten wir uns bemerkbar. Zehn Bewaffnete stürmten uns entgegen und Jorgan rief: „Madru schickt uns!“ In seiner Hand hielt er das Lederband. Der Anführer nahm das Lederband entgegen und betrachtete es. Eingekeilt zwischen den bewaffneten gialskerländischen Barbaren, eskotierten sie uns erschöpfte und hungrige Reisende in das Haerad. Ich war froh, dass ich meine Laute „Sirene“ in Olport gelassen hatte. Hier wäre sie womöglich als Feuerholz mißbraucht worden, dachte ich.

Wir wurden also in das Haerad geführt und wir erblickten die Behausungen, die ähnlich aussahen, wie thorwalische Langhäuser. Ein paar Gatter mit unterschiedlich Tieren waren darin. Überwiegend Nordlandponys und zwei Wollnashörner. Man brachte uns zu einem großen (runden?) Zelt aus Mammutfellen. Vor dem Eingang des Zeltes steckten mehrere halbmannshohe Holzstäbe auf deren Spitzen Tierschädel steckten. Aus dem Zelt trat ein Mann, der wie ein Schamane gekleidet war. In seiner Hand hielt er eine Knochenkeule. Neben ihm bauten sich zwei riesige düstere Krieger mit freien bemalten Oberkörper auf. Ein Mann und eine Frau. An ihren Gürtel hingen an den Seiten zwei tierkrallenartige Hiebwaffen. Die Durro-Dûn hatten Greifvogelschädel als Helm auf dem Kopf. Jorgan stellte uns dem Schamanen vor. Er hieß Lhargûn.

Lhargûn bat uns in sein großes Zelt. Drinnen war es warm und angenehm. Er war immer noch von den Kriegern flankiert. Jorgan sprach von Madru und dass es ihm, Pinalah und Arrad gut ging und sie in den Eulenwald wollten. Dann erwähnte Jorgan die Hetfrau Jandra „Sturmkind“ und unsere Aufgabe, sie zu finden. Lhargûn reagierte entspannt auf Jandra´s Namen. Doch es war Jorgan, dem auffiel, dass irgendetwas mit dem Schamanen nicht stimmte. Wir anderen hielten uns vorerst mit Behauptungen zurück. Jorgan bot dem Haerad an, bei ihrem Problem mit dem Fluch helfen zu wollen. Das schien Lhargûn zu freuen. Eine Kriegerin trat in das Zelt des Schamanen. Sie war die „Yaldringa“ [gjalskerländische Sippenoberhaupt] des Haerad der Yackach. Ihr Name war „Angrimma brei Garda“. Angrimma wollte mit uns in ihrem Langhaus sprechen.

Es hatte aufgehört zu schneien. Wir gingen mit Angrimma, Lhargûn und seinen Leuten in das Langhaus. Wir stellten uns Angrimma vor und Lhargûn berichtete, dass wir uns bereit erklärt hatten, dem Haerad der Yackach zu helfen. Das schien der Yaldringa besonders zu gefallen und uns zu Ehren, wurde ein Festmahl aufgetragen. Es wurde also wieder reichlich gegessen und getrunken. Es gab Kaninchen an Spießen und in Kesseln gekochter Kohl. Es schmeckte gut und es gab reichlich davon. Zu trinken gab es ein Gemisch aus Met [Honigwein] und Bier, dass die Einheimischen hier „Meede“ nannten. Sehr zu meiner und Orm´s Freude genossen wir das alkoholische Getränk. Wir erfuhren, dass durch die Molû-Para-Dûn, zu denen auch der gefallene Schachmas gehörte, alle Schnee-Eulen angriff. Vor 16 Sommer wurde Schachmas von Madru´s Mutter in eine tiefe Schlucht gestoßen. Auf meine Nachfrage, ob sich weitere Ortschaften oder Höfe in der Nähe des Haerad der Yackach befand, sagte man mir, dass es zehn Tagesreisen gen Rahja [nach Osten] oder gen Efferd [nach Westen] dauern würde, einen Ort zu erreichen.

Um den Leuten von Yackach zu verdeutlichen, wie wichtig uns die Suche nach Jandra „Sturmkind“ war, wollte ich die unvollständige Saga von Jandra vortragen. Doch schon beim anstimmen wurde ich von Jorgan rüpelhaft unterbrochen. Ich beschwor dem Galdmader [Magier] ich würde die Handharfe „Legendensänger“ dafür nicht benutzen. Doch er wollte nicht, dass ich überhaupt weiter von Jandra berichtete. Ich verstand in dem Moment nicht, warum? Jorgan erzählte uns später, dass er glaubte, dass Lhargûn nichts von Jandra wusste. Widerwillig beugte ich mich seinen Anweisungen und besang dafür die Saga von Madru, dem Wolfsbezwinger und anschließend noch als Zugabe, die Saga von Orm, dem Trollboxer.

Bevor der Abend endete, kam ein kleines Mädchen mit fünf Bechern auf einem Tablett zu uns Sechs. In jedem der Becher war Beerenmus. Die Lütte stand da mit ihren großen Kulleraugen und bot das Beerenmus meinen Kameraden an. Nur mir nicht. Jenssei, Orm und Finn bedankten sich und aßen sofort davon. Sie sagten, dass das Beerenmus sehr wohlschmeckend war. Sie leerten ihre Becher, während Fenja und Jorgan sich auch bedankten aber das Mus unter Vorwänden ablehnten. Ob Fenja ihre Beeren doch noch gegessen hatte, weiss ich leider nicht genau zu berichten, doch Jorgan nahm nichts davon in den Mund. Orm allerdings nahm Jorgans Becher und aß das Mus daraus auf. Die Gjalskerländer nickten Orm darauf besonders zu. Freundlich aber bestimmt brachte man uns zu einer einfachen Holzhütte, in der wir nächtigten sollten.

Als wir es betraten „…standen wir am Rand einer Klippe…“.

[Nee, Spaß. Der letzte Satz des Meisters wollte uns nur auf einen Cliffhanger hinweisen.]

(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)

Danke an Rike (Fenja), Claas (Finn), Christian (Jinssei), Henning (Jorgan), Hauke (Orm) und unseren Spielleiter Frerk.

Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice

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