Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 10.12.2019 “Befragungen in Auriler und betrunkene Thorwaler”
“…Ich dachte, sie wären tot.” – “Ja, das höre ich ständig…” aus “Alien – Die Wiedergeburt / Alien: Resurrection” (USA 1997)
Aus den Tagebücher, Liedern und Texten des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirson, chronologisch und nach seiner Priorität geordnet:
Vieles von dem, was ich hier berichte, wurde mir erst später herangetragen:
21.Tag des Kornmonds [Rondra] im Jahr 2648 JL (nach Jurgas Landung) [1021 BF]
Wir hatten eine unruhige Nacht, wegen unserem Schatz, den wir in unserem Ottashjolm [provisorisches Nachtlager] aufbewahrten. Drei Kisten voller Gold und Silber und eine Kiste voller weisser und schwarzer Perlen, die nur daruaf warteten, geraubt zu werden. Ausserdem war es in der Nacht feucht und kalt. Wir waren alle ein wenig gerädert und durchgefroren. Diejenigen, die Wache hatten, waren umso mehr erschöpft, als die Sonne im Rahja [Osten] aufging. Wir nahmen ein einfaches Frühstück zu uns und ich wusch und rasierte mich mit Meerwasser. Wir wollten von der Felseninsel, die Jandra Sturmkind früher “Laskar” nannte, aufbrechen nach Auriler und danach nach Olport reisen. Das erreichen der Stadt Olport, war für Coran, unseren Kaupmadersohn [Sohn eines Händlers] sehr wichtig. Mit den vier Schatztruhen an Bord, ein sehr riskantes Unternehmen. Dieser Schatz sollte, berichtete unser Galdmader [Magier] Jorgan nach Thorwal in die Schule der Hellsicht zur weiteren Untersuchung gebracht werden. Erst danach sollten unsere vier Thorwaler entsprechend den Vereinbarungen entlohnt werden. Es war Fenja, unsere Seidkona [Hexe], die zuerst das Problem mit dem Schatz ansprach. Wir sollten den Schatz auf dieser Felseninsel lassen und auf unserer Rückfahrt nach Thorwal wieder abholen. Jorgan wies auf eine Fläche am Strand mit einer markanten Felsformation hin. Dort konnten wir die vier Schatztruhen vergraben und auf unseren Rückweg wieder abholen. Unsere vier Thorwaler Walkir, Asleif, Tjurgal und Hjelm waren anfangs mit dieser Idee gar nicht so einverstanden, konnten nach gutem Zureden aber doch für diese Tat überredet werden.
Finn, unser Gjaldskaper [Söldner] und Jenssei, der Kopfgeldjäger gruben dann mit Spaten und Schilden ein Loch an der markanten Stelle, nahe des Wassers, in das die vier Kisten passten und wir schütteten das Loch danach wieder mit dem ausgehobenen Sand zu. Dazu hatte ich mir des Wort “Solitärfelsbrocken”, dass ich aufschnappte, in mein zweites Notizbuch eingetragen. Dann brachen wir sechs Helden und vier Thorwaler mit der Otta [Drachenboot] “Seepferdchen” auf. Ich fragte Walkir, den Anführer und Kapitän der Otta nach der Windbrecher-Ottajasko [Schiffsgemeinschaft] und ihrer Ottaskin [Behausung der Schiffsgemeinschaft]. Ob er von der Ottajasko gehört hatte und ob er oder seine Leute wüssten, in welchem Fjord die Ottaskin lag. Doch er sagte mir, er und seine Leute wüssten es nicht. Wir steuerten dann die Stadt Auriler an, die bekanntlich im “Thurgnarsfjord” lag. Wir erreichten den Fjord und ruderten an einem hoch gelegenen Wachturm am Fjordeingang, an einer Klippe vorbei, der durch ein Feuer der Stadt signalisierte, wenn Feinde eintrafen. Wir hörten ein Horn erklingen, dass uns wohl zur Begrüßung geblasen wurde. Am Hafen angekommen, wurden wir schon von einem Hafenmeister empfangen. Eine Liegegebühr von einem mittelreichischen Dukaten musste für das “Seepferdchen” gezahlt werden. Dann suchten wir eine günstige Übernachtungsmöglichkeit. “Bei Leomar” wurden wir dann findig. Der Wirt Leomar war mit seinem Bart und typischen Thorwal-Zöpfen sehr freundlich. Es gab Rübeneintopf mit Speck und Würstchen. Bei ihm begannen wir unsere Befragungen nach Jandra Sturmkind und ihrer Ottajasko, den Sturmvögel.
Jorgan gab unterdessen Jinssei einen Dukaten, damit dieser dafür sorgte, dass sich unsere vier Thorwaler nicht verplapperten, was unseren Schatz anging, denn sie waren schon bei unserer Ankunft in freudiger Trinkerlaune. Es gab zu essen und zu trinken und wir fragten uns durch. Es war schon sehr anstrengend und ermüdent, Fragen über unseren Mythos zu stellen und von fast allen ein “Nein” oder Kopfschütteln zu bekommen. Wir fragen uns auch nach dem hiesigen Jarl [Verwaltungsoberhaupt eines Bezirks und Richter] durch und erfuhren seinen Namen. Er hieß Gunn Sigriddursson. Er war der Enkel von Swafjerla Herlinsdottir. Wir gingen zur Halla [großes Versammlungshaus] vom Jarl. Zwei Jarlskari [Garde des Jarls] bewachten die Halla. Der Jarl war nicht daheim. Wir befragten die Jarlskari, doch sie wussten auch nicht weiter. Einer von ihnen, Beowulf, hatte sich wohl in Fenja verknallt. Denn dieser machte Annäherungsversuche. Sie ließ ihm vorerst gewähren, wenn Beowulf ihr weitere Fragen beantwortete. Nach seinem Dienstende unterhielten sich beide eine sehr lange Zeit. Finn unbd ich machten uns noch auf, in Auriler das alte Haus vom hranngargefälligen Hardir von unserer Vision zu suchen. Wir fanden das kleine Haus an der Holzpalisade, unverändert vor. Während ich Schmiere stand, konnte sich Finn unbemerkt einen Blick in das Innere des Hauses erlauben. Er sah nur ein altes Mütterchen, dass inzwischen darin wohnte. Wir bemühten uns daher nicht weiter um die Frau. Auch die Nachbarn ließen wir in Ruhe, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erlangen.
Inzwischen überflogen wir “Bei Leomar” noch meine Notizen mit den Sängen, die ich bei der Benutzung der Handharfe “Godsögnsvanir” [Legendensänger] wiedergegeben hatte. Von “Runjas” war da die Rede, also Geschöpfe “Ifirns” [Halbgöttin, wurde als sanfte Wintergöttin verehrt], die als Schicksalsgottheiten verehrt wurden die die Schicksalsaufgabe bestimmten, die einem Menschen zukam. In einigen Orten, weit im Norden Thorwals, wurde Ifirn auch gerne in der Rolle verehrt, die sonst Travia [Göttin des Heims, Herdfeuer und Ehe] zugesprochen wurde. Die Hjaldingarder [Urvolk der Thorwaler] brachten Firun [Gott des Winters] ursprünglich aus dem Güldenland mit nach Aventurien. Nach unserem thorwalschen Glauben waren Firun und Ifirn göttliche Geschwister, die gegensätzlicher kaum sein konnten und einander doch in inniger Liebe verbunden waren. Swafnir [Gott aller Thorwaler] war nach zwölfgöttlicher Lehre der Sohn Efferds [Gott der Meere] und Rondras [thorwalische Göttin der Elementargewalten]. Unser Ziel in Olport sollte vielleicht der dortige Swafnirtempel, die Magierakademie “Runajasko” aber auch die dortige Skaldenschule sein, in denen die Schriften fast aller Skalden aufbewahrt wurden.
Es war noch am Abend, als ich einen alten Mann traf. Ich hoffte von ihm, Informationen zu bekommen. Doch auch bei ihm schlugen meine Bemühungen fehl. “Bei Leomar” hatte sich seine Taverne gut mit vielen Reisenden gefüllt. Ich wurde gebeten, ein paar Lieder vorzusingen, was ich auch tat. Ich begann mit einer mittelreichischen Ballade. “Der lustige Elf von Lowangen” war ein guter Start. Es gefiel dem Publikum und Leomar sehr, so dass ich für Speis und Trank nichts ausgeben brauchte. Die weiteren Lieder waren thorwalischer Herkunft. Die Mannschaft der Otta “Seemöwe” lud mich dazu ein, bei ihnen im Schlafsaal zu übernachten, also brauchte ich auch für die Unterbringung nichts zahlen. Wir Skalden verhungern in Thorwal recht selten. Der Kapitän und Hetmann der Seemöwen war Rangar Runolfsson. Auch er wusste nichts über Jandra oder über die Sturmvögel zu berichten. Als der Abend dann endete, gingen wir schlafen.
22. Tag des Kornmonds im Jahr 2648 JL
Finn wollte sich am Morgen an einem nahen Brunnen mit Frischwasser versorgen, als er auf eine alte Frau traf. Sie hieß Britgera, war 73 Winter alt und auf Nachfrage konnte sie unserem Gjaldskaper bestätigen, damals zur Ottajasko der Sturmvögel gehört zu haben. Sie war 23 Winter alt, als Jandra “Sturmkind” Havallasdottir den Skoggang [lebenslange Verbannung] antreten musste. Finn holte Jorgan, Fenja und Coran zu sich. Gemeinsam gingen sie zum Haus der Britgera. Jenssei und ich passten auf unsere vier betrunkenen und verschlafenen Thorwaler in der Zwischenzeit auf, nachdem ich mich gewaschen und rasiert hatte. Sobald jemand die Worte “Gold”, “Silber” oder “Schatz” in den Mund nahm, wurden wir nervös und schlugen einen raschen Themenwechsel vor. Von Britgera erfuhren unsere vier Kameraden, dass der Heilari [Heiler/Giftmischer] und Lügner Harder Walkirsson, nicht von fremder Hand verstarb, wie wir angenommen hatten, sondern kurz nach Jandras Skoggang von der Jarlin Swafjerla Herlinsdottir wegen dem Handel mit Gift angeklagt und verurteilt wurde. Zu dreijähriger Verbannung aus Auriler. Das war 50 Jahre her. Seine Worte aus unserer damaligen Vision: “Es ändert nichts.” als er vermeintlich durch uns verstarb, erzeugte nun richtige Gänsehaut, als meine Kameraden mir später von der Unterredung mit Britgera berichteten. Schnell küsste ich dreimal hintereinander meinen Anhänger aus Mammuton [Elfenbein] in der Form eines Pottwals [Symboltier Swafnirs]. Britgera erzählte weiter, dass sie von Arnulf, dem Seefahrer auf Jandras Otta “Seetiger”, schwanger war. Ihr Bruder Sjörn war, wie Arnulf, mit Jandra in die Verbannung gegangen. Über einen Fellhändler bekam Britgera später eine Nachricht ihres Bruders, dass es für ihn die richtige Entscheidung war, mit Jandra mitzufahren. Was weiter geschah wusste oder konnte Britgera unseren vier Kameraden nicht berichten, denn Fenja drückte sich wohl ungechickt aus und die alte Britgera schmiss sie allesamt aus ihrem Haus.
(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)
Danke an Rike (Fenja), Stefan (Coran), Claas (Finn), Christian (Jinssei), Henning (Jorgan) und unseren Spielleiter Frerk.
Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice