Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 15.10.2019 “Ein Fjord, ein Bär und Pottwale.”
“It’s coming right for us!”
Onkel Jimbo in Southpark, Ep 103 – Volcano
Aus dem zweiten Reisetagebuch des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirson:
Irgendwann zwischen dem 16. und 21. Tag des Kornmonds [Rondra] im Jahr 2648 nach Jurgas Landung [1021 BF]
Vieles von dem, was ich hier berichte, wurde mir erst später herangetragen:
Immer noch herrschte Sturm und haushohe Wellen, in dem unsere Otta [Drachenboot], die “Seetiger”, eine Geisel der Macht vom Meeresgott “Efferd” und der Sturmgöttin “Rondra” waren. Mit der Seetiger war ihre 40köpfige Mannschaft, ihre Kapitänin Jandra Halvarsdottir und wir Sechs Helden ebenfalls Spielball unter diesen Naturgewalten. Immer noch stand die Kapitänin an der Pin [Steuerruder]. Wohin Jandra die Seetiger steuern wollte, wusste nur sie und vielleicht Swafnir [Gott der Thorwaler]. Strömender Regen und gelegentliche Blitze, die ins Nichts einschlugen und uns ein Zerrbild des wolkenverdeckten Himmels wiedergaben, vermittelten uns den Eindruck, dass Hrangar [dämonischer Gegenspieler von Swafnir] uns immer näher kam. Endlich sprach Arne, der alte erfahrene Steuermann mit seiner Hetfrau. Worüber sie sprachen, konnten wir kaum Verstehen. Nur ein paar Wortfetzen, wie: “…Das ist verrückt… Selbstmord…” von ihm und “…vertraut mir…” von ihr drangen zu uns sechs Landratten herüber. Unser Galdmader [Magier] kotzte sich seine Seele aus dem Leib. Glücklicherweise hatte er sich an den Mast anbinden lassen. Und auch wir fünf Übrigen konnten nichts weiter machen, als uns an irgend etwas festen an Bord festzuhalten oder auch anzubinden, damit wir nicht über Bord gingen. Meine Seekiste mit meinen Habseligkeiten und meine Laute hatte ich schon auf diese Weise verloren.
Der Ausguck am Bug meldete nach hinten plötzlich “Land in Sicht.” Die Freude war groß, dass wir nicht inmitten des riesigen Ozeans untergehen sollten. Doch die Freude wich einer bedrückenden Angst, als der Ausguck vermeldete, dass es sich um Felsformationen handeln sollte. Jetzt drohten wir an diesen zu zerschellen, denn Jandra steuerte direkt auf die scharfkantigen Felsen zu. Jorgen versuchte einen Blick auf Jandra zu erhaschen und benutzte den Zauber SENSIBAR EMPATHICUS, um herauszufinden, ob Jandra gewillt war, uns alle umzubringen. Doch der Galdmader erkannte nur Freude in ihren Gedanken. Als Arne wieder nach vorne ging, fragten wir ihn, auf welcher Höhe wir ungefähr fuhren. Er meinte trocken, dass wir die große Hafenstadt “Prem” bereits passiert hatten. Dem erfahrenen Steuermann war aber nicht zu entlocken, wie weit wir inzwischen gefahren waren, seit wir vor gefühlt vier Tagen von “Kendrar” aufgebrochen waren. Vielleicht wusste er es selber nicht. Nach Stunden kamen die Felsen dann bedrohlich näher. Jandra spähte zuversichtlich über unsere Köpfe nach vorne. Mit beiden Armen hatte sie das Ruderpin fest umklammert und schaute voraus, wohin die Wellen und der Sturm uns hintrieben. Die mutige Kapitänin und Hetfrau der Sturmvogel-Ottajasko, schien etwas zu suchen. Der Ausguck am Bug und wir alle sahen, nach einigen Wellen, die uns oftmals Schiffslang in die Tiefe stürzte, etwas noch dunkleres inmitten der dunklen Felsen. Und darauf steuerte uns Jandra direkt zu. Das dunkle Etwas erwies sich als eine Durchfahrt, zwischen den Felsen durch und der Ausguck rief, dass sich dahinter ein Fjord verbag.
Dem Weltenerbauer Sumus wurde mit Freude und Jubel gedankt. Hinter den Felsen, im Fjord, schien der Wellengang und der Wind deutlich geringer zu sein, als auf dem offenen Meer. Doch der Zugang wurde immer noch von scharfkantigen Felsen bewacht. Der Trick war es, unser sechs Schritt breites und 20 Schritt langes Boot durch die Enge Durchfahrt zu bekommen, ohne dass das Boot erheblichen Schaden nahm. Noch hatten wir die Durchfahrt nicht erreicht. Doch wir konnten sie schon sehen. Jandra befahl, die Ruder aufzunehmen. Sobald wir die steinernden Wächter passiert hatten, mussten wir als Rojer [Ruderer] dafür sorgen, dass wir nicht wieder auf das Meer hinausgedrückt wurden. Dafür holten der Gjaldskaper [Söldner] Finn und Arne die Ruder aus ihren Vertäuungen. Diese wurden schnell an alle Rojer verteilt. Wir passierten die enge Durchfahrt und sofort begann Jandra mit dem Kommando “Pullt!”, denn die Seetiger drohte durch das unkontrollierte ablaufende Regenwasser des Fjords sonst an den Felsen zu zerschellen, die wir gerade erst hinter uns gelassen hatten. Wir ruderten, diesmal geübt und vorsichtig im Takt. Hier inmitten der gigantisch hohen und höchstens 60 Schritt breiten Durchfahrt, zwischen den Felswänden war der Wellengang deutlich geringer und der Wind wehte nicht so stark aber uns entgegen. Darum wurde das Segel auch nicht eingesetzt. Jandra steuerte die Otta [das Boot] durch die Dunkelheit. Der Galdmader Jorgan ließ sich losbinden und lief mit seinem Zauberstab zum Bug, Fenja folgte ihm. Jorgen entzündete magisch die Spitze seines Stabes mit der EWIGEN FLAMME und ein Fackellicht erschien an dieser Stelle. Damit konnte die Thorwalerin am Bug der Seetiger, “Liflindja” bis zu fünf Schritt weit sehen. Gleichzeitig, so erzählte mir Fenja später, webte sie den Zauber KATZENAUGEN, damit sie für sich den Sichtbereich deutlich erhöhen konnte. Sie war es auch, die dadurch zuerst den Strand sah. Dank ihren Anweisungen landeten wir in diesem unbekannten Fjord sicher an Land.
Die Otta wurde mit dem Bug voran auf den Strand gefahren und festgemacht. Schnell richteten wir gemeinsam, mit den Thorwalern ein Ottashjolm [Nachtlager] um die Otta Seetiger herum, mit Zelten und mehreren Feuerstellen ein. Feuerholz musste besorgt werden. Das erwies sich als schwierig aber nicht unmöglich. Wir sahen Jorgen sogar auf dem sandigen Strandboden tanzen. Zu seiner kindlichen Freude darüber, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Dann wurden die Essensreste, bestehend aus Hangifisk [Räucherfisch] und Hangikjöt [Räucherfleisch] verteilt. Vom Met [Honigwein] und Premer Feuer [hochprozentiger Rübenschnaps] war noch reichlich vorhanden. Trotzdem wurde letzteres stark rationiert. Inmitten des Ottashjolm fühlten die Thorwaler sich sicher, so dass keine Wachen aufgestellt wurden. Wir aßen uns satt, soweit es ging und gingen alle früh erschöpft schlafen. Fenja erzählte mir später, dass sie mitten in der Nacht, als alle schliefen, erwachte. Fenja sah, dass ihre Schlange “Apophis” in ihrem geschlossenen Korb auch schlief. Trotzdem versuchte sie unbemerkt auf das Schiff zu gelangen. Mir entging damals in Thorwal nicht, dass Fenja eine Seidkona [Hexe] war. Trotzdem bat sie mich auf der Reise davon, da sie es geheim halten wollte, niemanden kundzutun. Und bislang hatte ich mich daran gehalten. Schließlich waren wir Thorwaler sehr abergläubisch, was Zauberei und so, anging.
An Bord suchte sie ihren Kampfstab, den sie seit dem Aufbruch in Thorwal dabei hatte. Und sie fand ihn sogar, als sie ein kleines kaltes Licht, den FLIM FLAM, in ihren Händen zauberte. Zuerst fand sie die eine Hälfte und dann die andere Hälfte ihres zerbrochenen Steckens. Das betrübte Fenja sehr, war sie doch irgendwie an ddem länglichen Holzstück zumindest freundschaftlich gebunden. Doch das Licht in ihrer Hand wurde in der Dunkelheit gesehen. Und zwar von einen der Thorwaler. Er hieß Beowulf und er war gutaussehend. Er mochte hübsche Frauen. Beowulf hatte schon die letzten vier Tage ein Auge auf die gutaussehende blonde Fenja geworfen. Er sprach Fenja auf der Otta an, was sie machte und woher das Licht kam, was er gesehen hatte. Fenja hatte Mühe, sich mit imaginären Fackellicht und ihren zerbrochenen Stecken herauszureden, doch es gelang ihr, den neugierigen und anzüglichen Beowulf zurecht zu weisen. Dann ging auch sie wieder schlafen. Am Morgen darauf erwachte wir alle hungrig und erholt. Zu essen war kaum noch etwas da, also befahl Jandra die Thorwaler in Gruppen eingeteilt nach essbaren zu suchen. Sie selbst wollte auf die Jagd gehen, dazu nahm die Hetfrau ihr Skraja [Kampfaxt eines Thorwalers] und einen Speer mit. Finn nahm seinen Speer mit und Coran seinen Kurzbogen und eine Handvoll Pfeile. Ich dachte da eher an sowas wie fischen und angeln, hatte aber kein geeignetes Handwerkszeug auffinden können. Inzwischen wurden an der Seetiger die Sturmschäden ausgebessert. Ich suchte dann nach weiteren Feuerholz.
Jandra, Finn und Coran gingen einen steilen Pfad hinauf. Die Vegetation wies auf viele Insekten und Tiere hin, also suchten sie nach Spuren. Keiner von ihnen war in der Tierkunde, Wildnisleben oder Fährtensuchen besonders begabt. Trotzdem fanden sie Spuren eines Bären und folgten denen bis zu einer Höhle. Auf dem Weg dorthin, stolperte Coran und verstauchte sich leicht den Knöchel. Mutig schlichen sich die drei bis zu einem Loch im Fels. An der Höhle angekommen, nahmen sie Raubtiergeruch wahr. Dann machte Jandra mit auffordernten Worten und Gebrüll auf sich und ihre Begleiter aufmerksam. Erschocken erblickten sie dann den Bewohner, der aus der Höhle vor ihnen erschien. Es war ein Schwarzbär, der aufgerichtet, mehrere Köpfe größer war als die Kämpfer vor ihm. Finn grub seinen Fuß in den sandigen Boden. Coran verfehlte mit seinem ersten Pfeilschuss den übermächtigen Schwarzbären. Dieser griff nun an. “Voran!” befahl Jandra den beiden Helden. Gemeinsam bekämpften die drei den Bären, der mit seinen kräftigen Pranken auch schreckliche Wunden zu schlagen vermochte. Er wehrte sich verbissen, gegen die Eindringlinge. Doch es gelang den drei Jägern, den Bär mit Speer und Pfeilen zu erlegen. Wieder bewies Jandra, wie mutig sie war. Und ihr Mut übertrug sich auch auf Finn und Coran, als sie lauthals lachte. Die beiden Helden waren begeistert über ihren gemeinsamen Sieg. Gemeinsam zerlegten sie die Beute und schleppten die riesigen Fleischstücke hinunter zum Ottashjolm. Die Arbeiten an der Seetiger waren in der Zeit fast beendet. Die Ladung wurde neu vertäut und das Segel war repariert. Aus dem Bärenfleisch machte der Smutje [Schiffskoch] ein herrliches Festessen. Vorräte der gefundenen Beeren, Nüsse und andere essbare Pflanzen für die weitere Schiffsareise wurden angelegt. Es wurde wieder gegessen und getrunken.
Auch diesmal unterhielt Thure, der Skalde [Barde], den wir in Kendrar gennengelernt hatten uns und die Mannschaft mit Musik und Gesang. Ich wurde gebeten, ein Stimmungslied zu spielen und zu singen, außer “Die Ballade vom betrunkenen Ork”, die allen schon auf dem Halse zu hängen schien. Also wollte ich mein neustes Stimmungslied zum besten bringen. Doch mir fehlte meine Laute “Sirene”, die mit meiner Seekiste während des Sturms über Bord ging. Da kam Jandra auf mich zu. In ihren Händen hielt die Hetfrau eine prächtige Handharfe aus Mammuton, die sie aus einer ebenfalls kostbar verzierten Hülle aus Ziegenleder entnahm. Das Mammuton war das Elfenbein, das aus den Stoßzähnen der Mammuts aus dem eisigen Norden Aventuriens gewonnen wurde. Das Elfenbein war reichlich verziert. Ich sah keinen Makel an dem herrlichen Instrument. Ich nahm die edelste aller Handharfen, die ich in meinen bisherigen Leben gesehen hatte, vorsichtig in beide Hände. Die Saiten waren stark gespannt und ich hatte ehrfürchtige Angst, dass ich beim zupfen der melodischen Saiten diese zerbrechen könnte. Also begann ich die Saiten langsam und andächtig zu streicheln. Nach und nach konnte ich dem göttlichen Instrument den einen und anderen Ton entlocken. So lange, bis sich aus den Tönen eine kleine Melodie formte. Und ich begann mit meinem neuen “Trinklied vom Hetmann Tronde”. Darin ging es in komödiantischer Weise um den berühmten Hetmann aus Thorwal, der einen Ausländer nach den anderen zum Wettrinken herausforderte und besiegte; und zwar so lange, bis ein Novadi [Wüstenbewohner Aventuriens] erschien. Und diese tranken bekanntlich kein Alkohol. Da brach der Hetmann zusammen und damit endete das Lied endlich. Das Publikum hatte beim Refrain jedesmal kräftig mitgesungen und dabei alle noch anwesenden Tiere verscheucht. Wir hatten gemeinsam mächtig viel Spaß. Ich bekam meinen Applaus und bedankte mich bei Jandra für dieses besondere Geschenk, dass ich von nun an hütete, wie meinen Augapfel.
Am darauffolgenden Morgen wurde die Otta Seetiger zur Weiterfahrt klar gemacht, denn vom Sturm oder dessen Ausläufer war nichts mehr zu spüren oder zu hören. Jorgen aber weigerte sich, an Bord zu gehen. Darum wurde der Galdmader erneut überwältigt und bewusstlos an Bord der Seetiger gebracht. Vorsorglich wurde Jorgen erneut an den Mast gebunden und sein Magierstab wurde sicher verwahrt. Wieder tat er mir riesig leid. Erneut stach die Seetiger mit ihrer Besatzung, ihrer Hefrau und uns sechs Helden in See. Die Fahrt ging mit aufgeblähten Segel und tüchtigen Rojern gen Firun [nach Norden]. Doch schnell änderte sich das Wetter, denn der Wind flaute rasch ab. Der Seegang war sehr gering und dichter Nebel umgab langsam aber sicher die Otta. Der Ausguck wurde mit Fenja besetzt. Sie konnte am besten sehen, meinte sie. Am Bug wurde eine Laterne angebracht, die aber nur den Nebel erleuchtete. Ein weiterer Grund, warum wir Thorwaler einen sehr starken Aberglaube hatten, war, dass wir glaubten, im Nebel lauerten die Geister derer, die auf See geblieben und nie boronsgerecht bestattet waren. Stille trat ein, die nur vom gelegentlichen plätschern des Wassers an der Bordwand der Seetiger und von Fragen der Nichtthorwaler an Bord unterbrochen wurden. Im Flüsterton berichtete ich von jener thorwalschen Legende der Geister im Nebel und dass sich daher jeder Thorwaler vor dem Nebel fürchtete. Wir wollten alle keinen Laut machen, bis der Nebel verschwand, damit uns die Geister nicht hören und angreifen konnten. Die Ängste der Thorwaler übertrug sich durch meine spannende Erklärung auch auf die anderen vier Helden, die nicht aus Thorwal stammten. Befehle und Anweisungen wurden geflüstert. Beim Essen wurde nicht geschlürft und gar Ausdünstungen durch den Allerwertesten wurden vermieden. Einmal hörten wir in der Ferne das auffällige bellen eines Seehundes, welches plötzlich verstummte. Wir schlossen die Augen und flüsterten zu Swafnir ein entsprechendes Gebet. Dann wurde der Galdmader Jorgen wach, der sich wütend und lauthals darüpber beschwerte, wieder an Bord zu sein. Finn blieb nichts übrig, als seine Socke dem Galdmader in den Mund zu stopfen. Zusätzlich wurde ein Knebel angebracht, damit Jorgen still blieb, denn er wütete und schimpfte, wie ein Rohrspatz. Als wieder Stille herrschte, waren wir froh darüber, keinen Geist angelockt zu haben.
Nach vielen geduldigen Stunden endlich, hörten wir andere Geräusche. Mehrere gewaltige Körper kamen auf einmal vor und neben uns aus dem Wasser und trotz der schlechten Sicht machten wir ein ganzes Rudel von Pottwalen [Tiergestalt von Swafnir] aus, die sich gemeinsam vor uns in eine bestimmte Richtung bewegten. Aus ihren Spauten bliesen sie leicht nach vorne geneigte Wasserfontänen heraus. Jandra befahl uns Rojer, leise zu pullen. Arne stand an der Pin und steuerte die Otta den Pottwalen hinterher. Nach einer Weile lichtete sich der Nebel. Wir sahen den blauen Himmel und die Sonne. Die Thorwaler jubelten. Swafnir persöhnlich hatte uns aus dem Nebel geführt. Wir konnten gen Firun weiter fahren, während die Pottwale nach Nordwesten schwammen. Sie waren deutlich schneller als wir, denn wir mussten gegen Wind und Strömung rudern. Das brachte uns nicht besonders schnell vorwärts. Der Seegang war gemächlich und der Wind kam uns entgegen, darum konnten wir kein Segel setzen, denn das kreuzen mit einer Otta erforderte sehr viel Kraft und Zeit. Finn holte sich seine Socke aus Jorgens Mund wieder. Dieser war stinksauer und wollte sich an jeden rächen, der nicht zur Ottajasko gehörte. Denn er hatte damals im Wasser eine Trulofa [Treuegelöbnis] für die Sturmvögel-Ottajasko ablegen müssen. Das betraf nicht uns Fünf. Wir fünf Helden mussten also damit rechnen, irgendwann von Jorgen verzaubert zu werden. Darum bot Hetrau Jandra Halvarsdottir uns alle an, zur Sturmvogel-Ottajasko beizutreten. Das hätte Rechte und den Schutz der Ottajasko zur Folge aber auch Pflichten, die wir dann eingehen müssten. Wir hatten bislang bewiesen, das wir Fünf oder auch Sechs es würdig waren, die Ottajara [Initationsritual /Prüfung] abzulegen. “Prüfung? Was für eine Prüfung?” fragten wir alle, fast gleichzeitig. Und uns wurde die Ottajara erklärt:
>Das Ruderlaufen oder Wellenlaufen musste man über die Bordwand ausgelegte Ruder, auf dem Wasser ablegen. Der Prüfling wurde über die Ruderblätter, die auf dem Wasser schwammen, vom Heck mit einem vollen Tin [Trinkhorn] mit Premer Feuer bis zum Bug laufen müssen, ohne etwas zu verschütten. Jedem Prüfling wurde ein Seilende um den Bauch gebunden, damit man den Prüfling rasch an Bord holen konnte, sobald dieser ins Wasser fiel. Dann konnte der Prüfling die Ottajara wiederholen, wenn die Mannschaft oder die Hetfrau die bisherige Leistung für würdig hielt, denn Premer Feuer war sehr teuer.<<
Wir waren begeistert und frohen Mutes, die Ottajara abzulegen. Also legten wir zuerst unsere Kleidung bis auf die Unterwäsche ab. Finn und ich nahmen je an einer Seite der Otta unsere vollen Tins mit Premer Feuer entgegen und balancierten von einem Ruderblatt am Heck auf das nächste und erreichten sowohl das vorderste Ruderblatt und mussten an Bord das noch volle Tin mit Premer Feuer austrinken. Während ich mein Tin auf ex nahm, ließ sich Finn dabei Zeit. Danach waren Coran und Fenja dran. Während Coran seine Ottajara auf Anhieb schaffte, fiel Fenja leider ins Wasser. Sie wurde wieder an Bord geholt und durfte die Ottajara mit einem vollen Tin wiederholen. Diesmal schaffte sie es. Auch Coran und Fenja tranken aus ihren Tins. [Ob der Kopfgeldjäger Jinssai es schaffte, werden wir am nächsten Spielabend erfahren] Gemeinsam leisteten wir den Trygdar-Eider [Treueschwur] auf die Sturmvogel-Ottajasko. Wir waren nun (fast) alle ein Teil von ihnen. Und ich könnte schwören, das Jorgen uns die ganze Zeit wutentbrannt anstarrte, bevor er endlich von seinen Fesseln befreit wurde.
Wir kleideten uns wieder an, Fenja ging wieder auf ihren Posten in den Ausguck, während wir anderen ruderten. Fenja meldete nach ein paar Stunden dass zwischen der grünblauen Dünung sich ein großer dunkler Fleck bewegte. Zuerst dachten alle an einen Algenteppich oder ähnliches. Doch das Meer färbte diese Stelle in ein blutiges rot. Große Haut und Fleischfetzen schwammen darin und ich schlug ein swafnirgefälliges Zeichen vor meiner Brust, als wir ein Stück abgebrochene Harpune in einem losen Fleischstück schwammen sahen. Walfänger hatten einen Pottwal erlegt. Möglicher Weise die ganze Gruppe, die uns Stunden zuvor aus dem Nebel halfen. Wut stieg in uns allen hoch. Jandra wollte den Walfänger finden und versenken. Sie würde keine Gefangene machen. Da wir uns alle nun verpflichtet fühlten, unserer Hetfrau beizustehen, würde die gesamte Kampfkraft der Heldengruppe ihr zusätzlich zur Verfügung stehen. Wir fuhren gen Efferd [nach Westen] und erblickten nach kurzer Zeit am Horizont ein Walfängerschiff. An der Längsseite bekämpfte der Walfänger gerade ein Pottwal. Wir würden nicht rechtzeitig ankommen, um den Pottwal zu retten. Aber wir würden das Schiff und ihre hrangargefällige Mannschaft erreichen, um ihn zu rächen. Das Wohl, bei Swafnir.
(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)
Danke an Rike (Fenja), Stefan (Coran), Henning (Jorgan), Claas (Finn) und unseren Spielleiter Frerk. Jinssai wurde vom SL gespielt.
Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice