Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 16.06.2020 “Sprünge, Stürze und andere Katastrophen”
“Sie müssen Eins werden mit dem Berg!” Leonard Nimoy als Captain Spock in Star Trek V: Am Rande des Universums (USA, 1989)
Aus den Tagebücher, Liedern und Texten des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirson, chronologisch und nach seiner Priorität geordnet.:
„Manches von dem ich hier berichte, habe ich erst später erfahren.“ T.F.
16. Tag des Schlachtmonds [Travia] im Jahr 2648 JL [1021 BF]
Am Abend zuvor kamen wir sechs Helden mit dem Durro-Dûn [gjalskerländischer Tierkrieger] Arrad im Eulenwald an. Wir trafen auf seine Gefährtin Pinalah und Madru von den Schnee-Eulen. Es gab eine ordendliche Mahlzeit für uns und wir tauschten uns an Informationen gegenseitig aus. Durch die Handharfe “Godsögnsvanir” [Legendensänger],die von selbst erklungen war, erfuhren wir, dass der besessene Schamane Lhargûn im Haerad [Dorf] der Yackach erst getötet werden musste. Dann konnte man mit der Knochenkeule den Draugar [Geist] vom richtigen Lhargûn durch Berührung wieder in seinen Körper übertragen, glaubten wir. Dazu brauchten wir also Lhargûn´s Knochenkeule, die Pinalah offenbar bei sich vermutet hatte. Doch Arrad hatte die Knochenkeule an sich genommen und wollte damit am Tag zuvor zum Haerad gehen. Während des Kampfes mit den beiden Durro-Dûn der Schädel-Eulen war ihm die Knochenkeule abhanden gekommen. Wir vermuteten die Knochenkeule entweder in den Händen der Schädel-Eulen, am Berg oben am Kampfplatz oder von dort herunter gefallen. Wir wollten sie dort suchen.
Nachdem wir genächtigt und gut gefrühstückt hatten, ging es uns allen schon deutlich besser. Ich ließ “Godsögnsvanir” im Lager. Unser Galdmader [Magier] Jorgan blieb bei den Schnee-Eulen zurück. Arrad ebenfalls, der uns noch erklärte, dass er die Knochenkeule in einem Bündel einer zusammengerollten Decke bei sich geführt hatte. Wann, wo oder wie er das Bündel verloren hatte, konnte Arrad uns leider nicht erklären. Also ließen wir Fünf uns den Weg zum Kopf der Klippe beschreiben. Und wir brachen auf. Erst nach Stunden erreichten wir einen Weg, der serpentinenartig den Berg hinauf auf den Kampfplatz führte. Als wir den Kampfplatz nach weiteren drei Stunden endlich erreichten, suchten wir nach dem Bündel oder der Knochenkeule.
Der Platz war nicht groß und die Suche war schnell beendet, denn ausser den Blutspuren und dem niedergetrampelten Schnee von uns, fanden wir nichts. Es gab auch keine Nische, in der wir Arrads Bündel oder die Knochenkeule vermuteten. Zu fünft schauten wir herunter. Es wurde warm und der Schnee begann zu tauen. Orm und Finn wollten unterhalb der Klippe, also 20 Schritt tiefer suchen. So kletterten sie herunter. Wir hatten keine Seile. Es ging auch ohne, meinten sie. Für Orm war das klettern kein Problem. Der junge Thorwaler gelangte sicher unten an. Der mittelreichische Söldner Finn dagegen, fiel die letzten drei Schritt. Das gab sicher wieder blaue Flecke, dachte ich.
Während Orm und Finn unten suchten, schaute sich auch Jenssei, unser Veidimader [Jäger] die Situation vom Klippenrand aus an. Dank seiner guten Jäger-Augen und Fenja´s Hilfe entdeckte Jinssei mögliche Spuren, die das Bündel oder die Knochenkeule hinterlassen hatte. Eines der Spuren war auf einem schneebedeckten Plateau, etwas abseits aber mittig von der Klippe zum Boden. Dort hin zu klettern war schwierig aber nicht unmöglich. Der Veidimader kletterte schon in die richtige Richtung, fand aber plötzlich kein Halt mehr und rutschte zuerst den Hang herunter, dann fiel er das letzte Stück. Er hörte ein Geräusch, als wäre ein Ast gebrochen. Als er sich aufrappelte und seine Ausrüstung kontrollierte, bemerkte er, dass sein Kurzbogen zerbrochen war. Jenssei fluchte, als er die noch brauchbare Sehne abwickelte und einsteckte. Das zerbrochene Holz warf er weg.
Nun wollte sich unsere Heilari [Heilerin] Fenja daran versuchen, zum Plateau zu klettern. Doch auch sie scheiterte an dem Berg. Schmerzfluchend erreichte sie den Boden. Ich traute mir diese anspruchsvolle körperliche Tat nicht zu und wartete ab. Unten besprachen sich meine vier Kameraden. Jenssei und Fenja berichtete von dem Plateau, wo sie das Bündel oder die Knochenkeule vermuteten. Orm versuchte, von unten auf das Plateau zu klettern, schaffte aber nur ein paar Schritt nach oben, bis er wieder runter fiel. Neue blaue Flecken. Nun hatte Fenja eine Idee. Mit Hilfe eines Zaubers wollte sie auf das Plateau springen. Dazu ging sie ganz tief in die Hocke, stützte sich ab und sah aus, wie ein Frosch vor dem Sprung. Fenja konzentrierte sich ganz stark und stieß sich mit Füßen und Händen vom Boden ab.
Fenja sprang 10 Schritt hoch und prallte an der Klippenwand ab. Immer und immer wieder sprang sie hoch und runter, doch sie erreichte nie das Plateau; kam nicht einmal in die Nähe. Ganze 20 mal stieß sie vom Boden und den Klippenwänden in rascher Folge ab, bis Fenja wieder den Kampfplatz neben mich erreichte. Ich nahm sie schnell in die Arme, damit sie nicht mehr weitersprang, doch die Kraft ihres Zaubers war verflogen. Erschöpft saß Fenja sich auf einen Felsen.
Meine Kameraden am Boden erkannten, dass Fenja das Plateau nicht erreicht hatte. Finn hatte die Idee, aus erbeuteten Wurfspeeren, die er bei sich trug, die eisernen Spitzen als Eispickel gegen die Felswand zu benutzen, um so besser klettern zu können. Orm half Finn bei der Herstellung. Fenja und ich standen wieder am Rand der Klippen. Fenja versuchte Finn zu dirigieren, wo er hinklettern sollte. Doch das erwies sich als schwierig. Inzwischen suchten Jenssei und Orm die Gegend am Boden nach dem Bündel und der Knochenkeule ab. Finn konnte sich nach einigen Schritt nicht mehr halten und stürzte zu Boden. Daber verlor er einen seiner Eispickel. Ich bat Fenja darum, dass es doch vielleicht ihre Schlange „Apophis“ versuchen sollte, zu dem Plateau zu gelangen. Doch die Heilari machte mir verständlich, dass Schlange, Eis und Schnee leider nicht funktionieren würde.
Dann versuchte ich, zu dem Plateau zu gelangen. Ich entledigte mich aller Ausrüstung, Rüstung und Waffen, die hinderlich sein konnten und steckte alles in meinen Rucksack. Unbedarft und leider auch unbeholfen versuchte ich freihändig zu Plateau zu klettern, doch schon nach wenigen Schritt kam ich ins rutschen, straucheln und stürzte schließlich die letzten drei Schritt. Voller Schmerz und Demut blieb ich ein paar Herzschläge lang liegen. Da ereilte uns ein Ruf von Jinssei. Er hatte das Bündel von Arrad entdeckt. Er brachte uns einen zusammengerollten rötlichen Schlafsack. Doch im Inneren war keine Knochenkeule. Dank seiner verfehlten Fachkenntnis kam der Veidimader auf die Idee, dass Goblins sich die Knochenkeule zu ihrem Eigentum gemacht hatten. Wir mussten sie verfolgen, beriet Jinssei uns. Es sollte sehr lange dauern, bis später die einzige Frau in unserer Gruppe den armen Jinssei seine Goblingeschichte erfolgreich entkräften konnte.
Dann fasste Orm den Entschluss, sich, bis auf seinen Lendenschurz zu entkleiden und so, mit den verbliebenen provisorischen Eispickeln von Finn, die Klippe hinauf zu steigen. Wir konnten beobachten, wie sich Orm dem Plateau auf diese Weise immer mehr näherte. Dank einer alten Speerspitze von Finn, die noch zwischen Felsspalten steckte, konnte Orm darauf balancieren und das Plateau fast erreichen. Mit einer Hand hielt sich der nackte Thorwaler an seinem Eispickel fest, mit der anderen Hand versuchte er in die Spalte zu greifen, wo wir die Knochenkeule vermuteten. Orm brauchte drei Anläufe. Erst beim vierten Mal erfasste seine Hand etwas hölzernes. Orm zog das längliche Ding heraus und hielt es für die Dauer zwischen zwei Herzschlägen in der Luft, bis er abrutschte. Das längliche Etwas fest umklammert, rutschte Orm den steilen Hang herunter und fiel die berühmten letzten drei Schritt, wie wir alle zuvor.
Als wir zu Orm gelangten, hielt der Thorwaler das längliche Holzstück immer noch, wie eine Trophäe umklammert. Ich brachte Orm seine Kleidung und Ausrüstung. Der Thorwaler zog sich an und freute sich, das Stück Holz ergattert zu haben. Doch das war es auch nur. Ein Stück Totholz. Ich erklärte Orm, dass die Knochenkeule, die wir suchten, aus Bein bestand, nicht aus Holz. Orm war fest der Meinung, dass sein Stück Totholz die gesuchte Knochenkeule sein musste. Auch hier erwies es sich als klug, immer eine Frau in der Gruppe zu haben, die oftmals die richtige Nase für solche Dinge hatte. Fenja auf der Klippe hatte die Schnauze voll, alleine dort oben auf der Klippe zu sein und wollte erneut herunter klettern. Vorher noch rief ich hoch, sie sollte meinen Rucksack mitbringen.
Der Rucksack kam lange vor Fenja bei uns unten an und traf unglücklicher Weise den armen Orm, der sich so viel Mühe wegen ein Stück Holz gemacht hatte. Später fiel mir eine kräftige Delle am Kupferkessel auf, der sich im Rucksack befand. Sonst wurde nichts beschädigt. Rüstung und Waffe legte ich mir wieder an. Inzwischen stritt Fenja mit Jenssei. Dabei ging es um rotes Goblinfell in Jinsseis Kopf und roten Fuschsfell an dem Schlafsackbündel. Ich hörte da nicht so genau hin. Unsere Heilari wirkte auch sehr aufgeregt, als sie von dem Holzstecken erfuhr, den Orm auf dem Plateau gefunden hatte. Ich fürchtete, dass die Heilari den armen Thorwaler damit verprügeln würde, doch dazu kam es nicht.
Nachdem das Totholz zum Beweis zerbrochen wurde, traten wir einen Gewaltmarsch zum Eulenwald an. Dort am Abend, völlig erschöpft angekommen, bekam Arrad sein Bündel zurück und wir berichteten, dass wir wir die Knochenkeule nicht gefunden hatten. Folglich mussten die Schädel-Eulen die Keule gefunden oder erbeutet haben. Madru heilte meine Verletzungen. Fenja heilte zuerst ihre Verletzungen, dann die von Orm. Dieser und Finn hatten immer noch ihre Blütenkelche von der Nymphe dabei und tranken daraus. Dann legten wir uns nach einem einigermaßen guten Abendessen schlafen.
In der Nacht ertönte plötzlich ein gellender Schrei. Wir erwachten allesamt. Vielleicht hätten wir doch Wachen aufstellen sollen, dachte ich. Als wir Licht machten, erkannten wir, dass Arrad eine Kehlwunde erlitten hatte, wie wir sie schon beim Ritual im Haerad vor einigen Tagen gesehen hatten. Keiner von uns konnte etwas für den Durro-Dûn der Schnee-Eulen tun. Arrad verstarb schnell. Pinalah barte ihren Gefährten traditionlell auf und versuchte sich auf ein Ritual.
17. Tag des Schlachtmonds im Jahr 2648 JL
Am Morgen, während des Frühstücks, erzählte Pinalah uns, sie hatte eine Schnee-Eule zum Haerad der Yackach geschickt. Pinalah konnte durch die Augen des Vogels sehen, dass die Knochenkeule von Lhargûn in der Mitte des Ritualplatzes im Haerad aufbewahrt wurde.
(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)
[Wir bekamen jeder 50 Abenteuerpunkte und eine spezielle Erfahrung auf klettern]
Danke an Rike (Fenja), Claas (Finn), Christian (Jinssei), Hauke (Orm) und unseren Spielleiter Frerk.
Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice