Öffentlicher PnP-Spielabend vom 13.11.2020 „Celinès Entführung” (Private Eye)
„Wer nie einen Hund gehabt hat, weiß nicht, was lieben und geliebt werden heißt.“ Arthur Schopenhauer (1788-1860)
Drei Spieler*in und ein Spielleiter fanden sich am Freitag, den 13.11.2020 im öffentlichen Discord-Server von „Ludo-Liubice“ ein, um ein Kriminalabenteuer im Jahr 1884, im viktorianischen London, nach den Regeln von „Private Eye“ zu spielen.
Zuerst wurden die möglichen Ermittler-Charaktere erstellt. Das waren dann…
Ms. Gloria Banner, eine amerikanische Reporterin, die seit kurzem in London lebte.
Mr. Eddie Rakete, ein britischer Erfinder, deutscher Abstammung.
Mrs. Jodie Osfort, eine Kriminologe-Wissenschaftlerin.
Die Vorgeschichte: Jodie hatte nach ihrem Studium und wenigen Jahren an einer unbedeutenden Universität den Entschluss gefasst, Detektivin zu werden. Mit bescheidenen Mitteln und ihren beiden Freunden Gloria und Eddie beschloss sie, in ihrer Wohnung, im dritten Stock ihres Zwei-Zimmer-Appartements in Whitechapel-London, ihr Detektiv-Büro einzurichten. Die Formalitäten waren überwunden und Eddie war so freundlich, ein passendes Firmenschild herzustellen. Darauf zu sehen war: Ein aufrecht schreitender Fuchs mit einer großen britischen Fahne in den Pfoten. Darüber war der Schriftzug: „Die schlauen Füchse“ (äh… auf englisch natürlich) zu lesen. An diesem letzten Donnerstagvormittag, im Monat März des Jahres 1884 feierten die drei (schlauen Füchse) ihre Firmengründung mit grünen Tee, den Gloria spendiert hatte, als es an der Wohnungstür klopfte
Die Story: Jodie öffnete die Tür. Ein Robert Dawn (31) stellte sich vor. Er beabsichtigte, die Dienste der schlauen Füchse in Anspruch zu nehmen. Nachdem er Platz genommen hatte, zeigte Robert einen Umschlag. Aus dem Umschlag entnahm er einen einseitig beschriebenen Briefbogen. Es war die Lösegeldforderung einer entführten Celinè. Auf Nachfrage, wer diese Celinè war, zeigte Robert den drei schlauen Füchsen das Bild einer kleinen weiß felligen Hundedame. Die Hündin war gestern Mittag aus dem Damenmodensalon von Robert Dawn in Whitechapel entführt worden. Die Entführer verlangten £200 Sterling bis Freitagmittag. Der Ort der Übergabe war auch genannt. Ein Bündel mit dem blauen Band, in dem das Geld liegen sollte, sollte dort platziert werden. Auffällig war, dass der Name des Hundes korrekt geschrieben, aber der Akkusativ „dem“ korrigiert war. Das Papier war hochwertig und an der oberen linken Ecke war als Wasserzeichen ein großes C. aufgedruckt. Robert erklärte, dass Celinè, die Letzte aus einem hochwertigen Wurf mit feudalem Stammbaum war. Sie war fast £600 Sterling wert. Robert hatte sich bei einer Hundeauktion im letzten Jahr in Celinè verliebt und hatte £350 Sterling für sie bezahlt. Ein Schnäppchen, meinte er. Robert schien die Hundedame zu vergöttern.
Bei der Polizei war er schon, die würden sich nicht wirklich um einen entführten Hund kümmern. Der Auftrag war: Celinè finden, bevor die Übergabe stattgefunden hatte. So würde Robert die £200 Sterling an Lösegeld sparen. Dafür war er bereit, das doppelte des Honorars zu zahlen, was die Detektei fordern würde. Sollten die Ermittler*innen es nicht in dieser Zeit schaffen, bekämen sie nur das übliche Honorar. Man einigte sich auf £20 Sterling pro Ermittler. Also £120 Sterling bei vorzeitigem Erfolg.
Die Ermittlung: Die Detektive untersuchten das Papier der Lösegeldforderung genau. Dieses hochwertige Papier mit Wasserzeichen, konnte man in Schreibwarengeschäften in ganz London bestellen . Die Ermittler erfuhren von Robert, dass er verheiratet war. Seine Frau hieß Elisabeth (29) und wollten sie möglicher Weise befragen. Die Entführung fand gestern statt, als Robert zu Mittag essen ging. Den Hund ließ er in seinem Damenbekleidungsgeschäft zurück. Nachdem seine Angestellte Sandra Wills (41) ebenfalls zu Mittag ging, war nur noch die Mitarbeiterin Louise Mitchel im Laden.
Nachdem Robert die Detektei verlassen hatte, suchten die drei schlauen Füchse die Ecke in Whitechapel auf, in der Robert seinen Laden hatte. Ihnen fielen drei Jungs auf, die nicht in der Schule waren und um einen Stand mit Wiener Würstchen herumlungerten. Nach einer Bestechung mittels Würstchen, verrieten die Jungs, dass gestern um die gleiche Zeit eine auffällig gut gekleidete Frau mit langen blonden Locken das Modegeschäft verlassen hatte und mit einem Korb in der Hand in Richtung Norden, zu den Omnibussen gegangen war. Der Korb war mit einem blauen Tuch verdeckt der sich auffällig oft bewegte.
Die drei schlauen Füchse betraten das Modegeschäft. Gloria und Jodie baten Louise zum Verhör ins Büro von Robert. Mr. Dawn stimmte zu. Louise ebenfalls. Eddie sah sich inzwischen im Laden um. Die Damen erfuhren von Louise, dass eine gutaussehende Frau mit langen blonden Locken gestern Mittag den Laden betrat. Sie hatte einen leeren Korb dabei und fragte mit einem auffälligen skandinavischen Akzent, nach Stoffen für ein Kleid. Sie erwähnte die Farbe Purpur und Louise sah sich im Lager nach dem entsprechenden Stoffballen um, was eine Weile dauerte. Die Türklingel ertöne und Louise dachte, ein weiterer Kunde war in den Laden gekommen. Als sie mit dem Stoffballen wieder im Laden erschien, war die blonde Frau verschwunden. Und die Hündin Celinè ebenfalls. Mehr bekamen Gloria und Jodie nicht heraus.
Eddie hatte sich den Umkleide- und Lagerraum angesehen. Ein Drehschalter betätigte eine Glühbirne an der Decke. Der Raum hatte kein Fenster. Der Lagerraum mit den Stoffballen war wegen den Regalen an beiden Seiten, sehr eng. Als er wieder in den Verkaufsraum trat bemerkte er Robert, der nervös den London Herold las. Aufgeschlagen waren die Sportseiten. Gelegentlich notierte Robert sich etwas in sein Notizbuch. Mrs. Wills war am ausbessern einer Damenjacke. Dann ging Robert zum Mittagessen; sagte er jedenfalls. Die Damen kamen allesamt aus Roberts Büro. Gloria und Jodie fiel der leere flache Korb mit grünen Samt auf, auf dem Weiße Hundehaare klebten. Sie baten darum, das Samt Tuch mitnehmen zu dürfen. Mrs. Wills erlaubte es. Dann gingen die drei Detektive raus und besprachen sich. Eddie meinte, dass Robert offensichtlich Sportwetten abschloss. Bestimmt nicht die offensichtlichen staatlichen, sondern die Art von Sportwetten, die in der Londoner Unterwelt üblich sein könnten, weil sie mehr Profit ergeben könnten.
Ihnen fiel noch ein farbiger Schuhputzer auf, den Eddie aufsuchte um seine Schuhe reinigen zu lassen. Unter diesem Vorwand fragten sie den Schuhputzer nach der blonden Frau. Der Farbige hatte sie gestern tatsächlich gesehen. Der Schuhputzer konnte aber auch nur bestätigen, was die Ermittler bereits wussten. Sie fragten auch, wo man in Whitechapel Sportwetten illegal platzieren konnte und erhielten den Hinweis, am Hafen im „Leder-Bunker“ nach „Buster“ zu fragen. Danach gingen sie zu einem Schreibwarenladen und fragten den Verkäufer nach dem Papier der Lösegeldforderung. Besonders nach dem Wasserzeichen, dass wie ein großes „C“ aussah. Der Verkäufer machte ihnen ein paar Vorschläge im Bezirk, nördlich von Whitechapel, weil hochwertige Hotels in London für ihre Gäste, oftmals solches Papier zur Verfügung stellten.
Im Hafenviertel trafen die Ermittler tatsächlich nach einigem Suchen und Nachfragen auf den Pförtner „Buster“, der Sportwetten bis £10 Sterling annahm. Sie verhörten Buster, der verriet, dass Robert kurz vor ihnen, eine Wette auf den Windhund „Calypso“ im 4p.m.-Rennen in Oxford auf Sieg platziert hatte. Seine Chancen waren 1:5 und Robert hatte als einziger bisher auf Calypso gewettet. Robert würde auch sehr oft gewinnen, was ihm offenbar ein zusätzliches Einkommen bescherte. Eddie platzierte ebenfalls eine Wette von £10 Sterling auf Calypso, die Buster annahm.
Dann gingen die Drei wieder zurück nach Whitechapel. Dank ihrer Stadtkenntnis wussten Sie, dass die Omnibuslinie, die nach Norden führte, an der Übergabestelle „Lemon Station“, einer Untergrundbahnstation, vorbei führte. Dort fuhren sie mit einem pferdegezogenen Omnibus hin. Als sie ausstiegen war es nach Mittag. Sie sahen sich um und gingen die Straße noch ein Stück nach Norden. Sie kamen an dem „Crown-Theatre“ vorbei. Der Höhepunkt des Abends, im Theater, sollte eine Aufführung des Stücks: „Die dänische Königin“ mit der dänischen Hauptdarstellerin Asta Nielsen, sein. Und genau gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, befand sich das „Crown-Hotel“. Dank ihrer Stadtkenntnis, wussten die Ermittler, dass dort oftmals die Schauspieler des Theaters abstiegen.
Nach dem erfolglosen Bestechen eines Concierge („Was? £5 Sterling? Unverschämtheit.“) versuchten die drei Ermittler es noch einmal an der Rezeption mit der doppelten Summe an Pfund-Noten und sie bekamen die Zimmernummer (414) von Asta Nielsen heraus, die offenbar (der Schlüssel hing nicht am Haken) auf ihren Zimmer war. Sie erfuhren auch, dass sich Nachbarn im 4. Stockwerk über Hundegebell beschwert hatten. Der Rezeptionist sagte, die Ermittler hätten eine halbe Stunde Zeit, dann würde er die Polizei benachrichtigen. Und schon waren die beiden £5 Sterling-Noten in seinen Taschen verschwunden.
Die Ermittler eilten in den vierten Stock und hörten gedämpftes Hundegebell aus Zimmer 414. Sie klopften laut und im Türrahmen erschien eine gutaussehende dunkelhaarige Frau. Die Ermittler hörten, dass ein Hund hinter einer weiteren Tür bellte. Die Ermittler konfrontierten Asta Nielsen mit der Entführung von Celinè. Unter diesem Druck gab Asta die Entführung zu. Die Ermittler betraten die Suite der Schauspielerin. Eddie war sich zuerst unschlüssig, entschied sich dann, als letzter die Suite zu betreten und die Tür hinter sich zu schließen. Ein Glück, denn als Gloria oder Jodie [ich weiss leider nicht mehr wer] die Zwischentür öffnete, lief die kleine weissbefellte Hündin genau auf die Tür der Suite zu.
Die Ermittler konnten die Hündin auf den Arm nehmen und forderten eine Erklärung von Asta. Die dänische Schauspielerin erzählte, dass sie früher Kirsten Nielsen hieß und mit Elizabeth Dawn (geborene Hudson) die Grammar School besucht hatten. Sie waren eine lange Zeit Freundinnen. Asta ging zurück nach Dänemark und wurde Schauspielerin. Danach tingelte sie lange Zeit durch Europa. Letzte Woche, nach der Vorstellung im Crown-Theatre kam Elisabeth in Asta´s Umkleidezimmer und danach gingen beide gemeinsam essen und in dieses Hotel, wo sie gemeinsam von alten Zeiten schwärmten. Doch Elisabeth ärgerte sich, während des Gesprächs über die Hündin Celinè, die ihr Ehemann Robert, vor einem Jahr ersteigert hatte. Obwohl der Laden offenbar sehr gut lief, war Elisabeth sehr unzufrieden, denn sie hatten immer noch keine Kinder. Sie gab nun Celinè die Schuld und wünschte sich die Hündin weit weg. Weil Asta ihrer alten Schulfreundin Elisabeth eine Freude bereiten wollte, entschloss sie sich, ohne Wissen von Elisabeth, zu dem Plan, Celinè zu entführen. Asta wollte Celinè nichts antun und nach sehr langer Zeit wieder zurück nach London schicken.
Die Ermittler versprachen Asta, nicht die Polizei zu informieren und Robert nur, wenn er genau danach fragte, denn Celinè war ja lebendig gefunden. Robert würde £200 Sterling sparen. Asta stimmte dem Vorhaben zu. So verließen die Ermittler das Hotel und fuhren mit der Hündin direkt nach Whitechapel und gingen in das Damenmodegeschäft von Robert Dawn. Celinè und ihr Herrchen sahen sich endlich wieder. Er fragte auch nicht nach [war schon sehr spät am Spielabend] und zahlte den Ermittlern das restliche Honorar. Eddie erwähnte Robert, er sollte sich mehr um seine Ehefrau Elisabeth und um seine Wettsucht kümmern. Außerdem fragte Eddie den Hundebesitzer, nach welchen Kriterien er seine Wetten abschloss. Roberts Antwort war: „Achten Sie bei Wetten immer auf das `C´.“
(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)
Die Ermittler bekamen +50 Erfahrungspunkte, weil sie den Fall lösten, +15 Erfahrungspunkte, weil sie den Fall vor der Lösegeldübergabe lösten und +10 Erfahrungspunkte für das lösen einer Nebenquest (die Wettsucht).
Hätten die Ermittler die blonde Perücke gefunden (Zimmer 414, Nebenzimmer) hätte es weitere 10 EP gegeben. Ebenso hätte es weitere 10 Erfahrungspunkte gegeben, wenn die Ermittler den 13jährigen Benjamin Rhodes im Theater ausfindig gemacht hätten. Benjamin war Mitwisser und sollte das Bündel mit dem blauen Band, nachdem er es aus dem grünen Abfalleimer gefischt hatte, zu Asta bringen und eine kleine Belohnung dafür kassieren.
Vielen Dank an die drei Spieler*innen, die mein erstes kleines selbstgeschriebenes Kriminalabenteuer mit ihren Aktionen so lebendig gemacht haben. Das waren Christina (als Gloria Banner), Joy (als Jodie Osfort) und Tommy (als Eddie Rakete).
Dirk Otto für Ludo Liubice.
[Dirk Otto: “Meine Texte” (Verlinkungen) …werden ständig aktualisiert. https://www.facebook.com/notes/dirk-otto/dirk-otto-l%C3%BCbeck-meine-texte-verlinkungen-werden-st%C3%A4ndig-aktualisiert/2352626408168319/ https://www.magentacloud.de/lnk/zfBpEFLV]