Das Schwarze Auge (4.1) Spielabend vom 22.10.2019 “Jandra´s Rache.”
“Da bläst er!”
aus Herman Melvilles “Moby Dick”
Am Bug der Kogge war ein Aal montiert. Ein Geschütz, welches Harpunen abschießen konnte. Der Aal war rundum schwenkbar und die Bedienmannschaft zielte nun auf die angreifenden Thorwaler. Als zweites erblickten wir am Heck der Kogge eine Hornisse. Eine Art schwere Armbrust, die auf einer Lafette montiert, ebenfalls rundum schwenkbar war und innerhalb von 60 Herzschlägen mehrere Bolzen hintereinander abfeuern konnte. Die Bedienmannschaft zielte zuerst ebenfalls auf die Thorwaler, die die Kogge enterten, bis sie uns auf der Otta erblickten.
Unser Galdmader Jorgan benutzte einen IGNIFAXIUS Flammenstrahl auf die Hornisse. Leider verfehlte auch er sein Ziel. Auf dem Deck der Kogge gab es unterdessen ein wildes Gefecht und viel Gehaue.
Die Walfänger versuchten verzweifelt ihr Leben gegen die im Kampf erfahrenen Thorwaler zu verteidigen. Sie wussten genau, warum. Finn kämpfte sich, mit einem Stoßspeer bewaffnet, unterdessen auf das Achterdeck der Kogge hoch. Coran nutzte die Unachtsamkeit eines Geschützbedieners der Hornisse, um diesen erfolgreich einen Pfeil in den Rücken zu jagen. Aber sofort wurde dieser durch einen anderen ersetzt.
Ich wollte gerade zur zweiten Welle der Thorwaler laufen, um mit ihnen ebenfalls die Kogge zu entern, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel sah, wie sich zwei Boote der Walfänger unserer Otta näherten. Auf jedem Boot waren vier oder fünf bewaffnete Walfänger.
Ich rief, so laut ich konnte: “Angriff auf Steuerbord!” und mir wurde von den Thorwalern der zweiten Welle nur mit Spott und Häme gedankt. Ich Idiot. Wir griffen doch die Kogge auf der Steuerbordseite an. Die Parole müsste anders lauten. Doch schon fing auch die zweite Welle der Thorwaler an, die Kogge zu entern. Schnell griff ich nach meinem Entermesser. Das Boot stieß an und die ersten Walfänger wollten die Otta entern. Jinssei, Jorgan und Fenja sahen jetzt auch die Walfänger, die die Otta entern wollten. Coran wollte so lange, wie möglich, Finn bei seiner Unternehmung, die Hornissenmannschaft ausser Gefecht zu setzen, mit seinen Pfeilschüssen, unterstützen. Jorgans Versuch, einen Flammenstrahl auf die Angreifer zu zaubern, schlug fehl. Die erste Attacke gegen mich konnte ich auch nicht erfolgreich abwehren. Ich nahm Schaden.
Unsere Seidkona [Hexe] Fenja versuchte irgendwas gegen die Angreifer zu zaubern. Zuerst sah es so aus, als würde sie scheitern, doch dann erschienen, wie aus dem Nichts ein halbes Dutzend schwarzer Krähen, die auf die angreifenden Walfänger los gingen und sie mit ihren Schnäbel und Krallen zu verletzen versuchten. Die geflügelten Kreaturen erwiesen sich für die erschrockenen Walfänger als gefährliche Gegner, die einen Walfänger zwangen, schwer verletzt, ins Wasser zu stürzen. Inzwischen kämpfte Finn ernergisch gegen die Bediener der Hornisse, doch er wurde schwer verletzt. Die Thorwalerin Baerwala und andere Verbündete kam ihm zur Hilfe. Der letzte Schuss der Hornisse traf Jinssei schwer. Dann endlich konnte die Bedienmannschaft der Hornisse besiegt werden. Finn erzählte später, dass die Thorwaler alle Schützen abgeschlachtet hatten.
Auch wir, auf der Otta, brauchten Hilfe. Jinssei schoß erfolgreich mit seinem Kurzbogen auf die Angreifer auf den Booten. Danach musste er seinen Kurzbogen fallen lassen und mit Dolch weiter kämpfen; trotz seiner Verletzung. Dadurch konnte er schwerer angreifen und einen gegnerischen Schlag schwerer parieren. Jorgan entzündete magisch die Spitze seines Magierstabes. Die EWIGE FLAMME erschien und der Galdmader drosch mit seinem Magierstab, nur wenig erfolgreich, auf die Angreifer aus dem Booten.
Ich rief aus Leibeskräften: “Seetiger wird geentert!”. Arne, der Steuermann, kam zu uns und Coran ebenfalls. Fenjas Krähen wurden immer weniger, denn die Walfänger schlugen auf die Vögel, leider erfolgreich, ein. Die ersten Walfänger setzten einen Fuß auf die “Seetiger”. Mit dem Zauber BLITZ DICH FIND, blendete Fenja einen Gegner, danach musste die Seidkona sich aus dem Kampf zurück ziehen. Jinssei wurde wieder verletzt und rang jetzt um sein Leben. Jorgan wurde von den Angreifern ebenfalls schwer verletzt. Er stürzte zu Boden. Die Flamme an der Spitze seines Magierstabes erlosch. Kurz zuvor patzte der Galdmader bei einer Parade. Ein Teil der Bordwand wurde zerstört. Jemand rief: “Gebt auf!”. Nur mir gelang noch ein Treffer gegen einen Gegner. Als dieser mich angreifen wollte, gelang mir eine kritische Parade, bei dem er sich selbt verletzt hatte.
Am Heck der Otta half Arne und ein paar Thorwaler mit, uns von den Walfängern zu entledigen. Wir sahen, dass eines der beiden Boote mit drei Walfängern an Bord bereits abgelegt hatten. Sie wollten flüchten. An Deck der Kogge streckten die Überlebenden Walfänger die Waffen. Thorwalischer Jubel brach aus. Der verletzte Finn wurde auf dem Achterdeck von Baerwala versorgt. Auf der Otta kümmerte sich Fenja um den, im sterben liegenden Jinssei mittels ihrer magischen Kräfte. Sie bemühte sich, gegenüber den Thorwalern es so aussehen zu lassen, als wäre es eine profane Heilung, erzählte Fenja mir später. Auch Jorgan wurde versorgt. Ich wollte mir auf dem Deck der Kogge ansehen, was dort geschah.
Als ich das Deck der Kogge erreichte, sah ich drei Matrosen des Walfängers an der Reling stehen. Neben ihnen stand eine Offizierin aus dem Lieblichen Feld. Das war die Kapitänin der Kogge. Ich sah zwei halbmannhoche kupferne Kessel, in denen sich siedenes Tran befand. Es stank unertäglich nach Fischöl, Blut und Schweiss an Deck. Die Thorwaler waren teilweise verletzt aber kein einziger lag besiegt oder schwer verletzt am Boden. Inzwischen machten drei Thorwaler den Aal mit einer Harpune schussbereit und zielten auf das Boot, welches versuchte zu fliehen. Die Kapitänin der Kogge bat die Hetfrau Jandra, die völlig unverletzt war, um Gnade für ihre überlebende Mannschaft. Doch auf ein Zeichen von Jandra feuerten die Thorwaler den Aal ab und die Harpune traf das fliehende Boot. Es versank schnell und mit ihnen die drei Ruderer. Swafnir hatte seine Rache bekommen, dachte ich in dem Moment. Doch Jandras Rache war noch nicht vollendet. Die Hetfrau hatte vor dem entern der Kogge angekündigt, keine Gefangenen machen zu wollen. Entsetzt sah ich zu, wie die siegreichen Thorwaler auf ein weiteres Zeichen von Jandra, einen der Matrosen packte und kopfüber in das eine kupferne Behältnis mit kochenden Trans steckten. Der Anblick ließ mich schaudern, als ich zusehen musste, wie der arme Matrose auf schreckliche Weise verstarb. Dann wurde er herausgezogen und über Bord geworfen. Die Kapitänin bat erneut um Gnade für ihre Mannschaft.
Die Matrosen nässten sich vor Angst ein, hatte ich den Eindruck. Diese wurden von den Thorwalern hinterrücks abgeschlachtet und über Bord geworfen. Die Hetfrau Jandra befahl, dass die Kapitänin in den Laderaum der Kogge gebracht wurde. Und so geschah es. Mein erster Gedanke war, die Kapitänin gegen ein Lösegeld einzutauschen. Jorgan, der nun erschien dachte wohl an ähnliches. Er erwähnte, dass dieses Schiff sehr viel Gold wert wäre, hatte ich in Erinnerung. Doch Jandra blieb sehr wortkarg. Einzig Proviant, Frischwasser und eine große schwere Truhe wurde an Deck geholt und anschließend auf die Seetiger verladen. Dann trat Jandra persönlich einen der Kessel mit dem Tran so um, dass der brennbare Inhalt in den Laderaum strömte. Das Öl wurde entzündet und das Elder [Feuer] fraß sich seinen Weg hinunter in den Laderaum. Erst als alle 40 Thorwaler, wir und Jandra wieder auf der Seetiger waren, sahen wir, wie der Walfänger lichterloh brannte. Wir ruderten und entfernten uns von dem brennenden Schiff. Stichflammen kamen aus dem Inneren der Kogge hervor, die dann versank. Wir kamen auch an dem zweiten Boot vorbei. Was wir brauchten, nahmen die Thorwaler mit, dann versenkten sie auch dieses Boot. Es blieb nichts zurück. Jandra hatte ihre Rache an den Walfängern vollendet. Inzwischen heilte Fenja Coran, Jinssei, und auch meine Verletzungen. Auch die Thorwaler versorgten ihre Verletzungen untereinander. Baerwala kümmerte sich liebevoll um Finns Verletzungen. Dann erblickte ich den Thure. Ich konnte mich daran erinnern, dass der Skalde [Barde] Thure Garaldsson, die ganze Zeit unbeteiligt, an oder auf der Bordwand der Backbordseite der “Seetiger” stand. Während des Kampfes hatte der Skalde nichts dazu beigetragen. Fiel nur mir dies auf?
Ich hatte eine Idee. Ich fragte Jandra, was in der Truhe war, die die Thorwaler auf der Kogge erbeutet hatten. Wenn darin auch Papiere und Dokumente waren, würde ich sie gerne sehen, weil ich noch Informationen für meine “Saga” [Geschichte/Legende] brauchte. Das bekam auch Thure mit, als ich die “Saga” erwähnte. Jandra gab mir die Erlaubnis die Truhe, die sie zwischen der Fracht untergebracht hatte, zu öffnen und einzusehen. Thure war dabei, als ich sie öffnete. Die Truhe war voller Goldmünzen. Das viele Gold interessierte mich nicht. Aber es waren auch Briefe, Dokumente und ein Logbuch darin. Genau das Logbuch interessierte mich. Es war in Kusliker Lettern geschrieben und die Sprache war Garethi. Ich konnte es also lesen. Thure schaute mir die ganze Zeit über die Schulter, als ich mir Notizen machte. Die Kogge hieß “Wappen von Grangor”, was sich sehr edel für ein Walfänger-Schiff anhörte. Die Kapitänin hieß “Jalana Brandner”. Die Besatzung war namentlich aufgeführt. Es waren 36 Mannschaftsmitglieder. Die Bezahlung betrug einen Dukaten pro Tag. Die “Wappen von Grangor” stach am 9.Praios in Grangor in See. Die letzten Einträge sah ich mir genauer an. Sie hatten gerade zwei Pottwale in “feindlichen Gebiet” erlegt, zerlegt und ihre Beute schon unter Deck gebracht. Gewicht vom Fleisch, Tran und Knochen waren aufgeführt. Die Mannschaft freute sich auf ihre Prämie. Sie waren schon auf dem Rückweg, als sie einen weiteren Pottwal erblickten. Den wollten sie noch erlegen und verarbeiten. Der letzte Eintrag war, dass Piraten das Schiff angriffen. Irgendwie dachte ich daran, das Thure eine besondere Bemerkung machen könnte, doch der Skalde sah mich genau so neugierig an, wie ich ihn. Ich wurde nicht schlau aus ihm.
Am Abend fuhren wir in eine Bucht ein. Wieder wurde ein Ottashjolm [kurzfristiges Lager einer Otta] eingerichtet. Der meeresscheue Jorgan fragte den Steuermann Arne nach der Fahrtdauer bis nach Olport. Dieser antwortete ihm, dass die Fahrt noch zwei Tage dauern würde. Vorher würde die “Seetiger” bei der befreundeten Ottaskin [(meist befriedete) Bereich einer Ottajasko] der “Windbrecher” halt machen. Im Bereich der Bucht wurde Holz für das Lager gefunden und ein paar Rotpüschel [Hasenart] erlegt. Wir ruhten alle gut und unsere Verletzungen heilten in der Nacht entsprechend. Als wir am Morgen darauf wieder aufbrechen wollten, versuchte Fenja Jorgan zu verzaubern, damit dieser seine Angst gegenüber dem Meer verlor oder zumindest verringerte. Das schien ihr gelungen zu sein, als dieser auf der Seetiger erschien. Doch Jorgans Neugier war stark genug, herausfinden zu wollen, ob Fenja ihn tatsächlich verzaubert hatte. Uns anderen war es egal. Schließlich war er zur Weiterfahrt dabei. Wir fuhren der Küste entlang nach Norden, als Jorgan und Jandra in Streit gerieten. Sie nannte den Galdmader “Kleiner Kobold” was auch mir mißfiel. Ich wollte mich aber dahingehend nicht einmischen. Erst als die Hetfrau Jorgan drohte, seinen Magierstab wegzunehmen und ihn ins Meer zu werfen, musste ich mich doch einmischen. Ich erwähnte, dass Jorgan seinen Zauberstab brauchte, als Werkzeug. Doch es nützte nichts. Jandra setzte sich durch, entriss dem Galdmader seinen Magierstab und warf ihn ins Meer, wo er sofort unterging. Kräftige Thorwaler fesselten Jorgan an den Mast. Ich vermochte nicht, gegen meinen Trygdar-Eider [Treueschwur] zu verstoßen. Auch die anderen vier Kameraden nicht. Denn Jandra war jetzt auch unsere Hetfrau.
Die Stimmung war nicht gut, als wir zu Abend den von Arne beschriebenen Fjord erreichten. Als wir ihn durchfuhren, sahen wir zum ersten Mal seit langem wieder häusliche Gebäude. Doch da war Aufregung im Gange. Jandra befahl, volle Rudergeschwindigkeit. Und sie sah, wie wir alle, dass das Ottaskin von wütenden Schwarzpelzen [Orks] belagert wurde.
(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)
Danke an Rike (Fenja), Stefan (Coran), Henning (Jorgan), Claas (Finn), Christian (Jinssei) und unseren Spielleiter Frerk.
Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice