Das Schwarze Auge (4.1) Spielabende vom 10.03.2020 & 17.03.2020 “Der Fluchtversuch”
“Produktivität ist die Zusammenarbeit einzelner Fähigkeiten.” Ebo Rau (*1945), deutscher Mediziner
Aus den Tagebücher, Liedern und Texten des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirson, chronologisch und nach seiner Priorität geordnet.:
14. Tag des Heimamonds [Efferd] im Jahr 2648 JL [1021 BF]
Wir befanden uns auf dem Hof von Hetmann [Oberhaupt einer thorwalischen Schiffsgemeinschaft] Gulbladdir Jandlinsson; „Gulbladdirstadir“ genannt, im nordthorwalischen Neu-Hjaldingard, an der Küste von „Ifirns Ozean“. Die Stadt Virport war eine halbe Tages-Seereise gen Efferd [westlich] von uns entfernt. Am gestrigen Abend waren wir auf der Snekkar [Schnigge] „Trygdar“ [Treue] hier angekommen. Nach unserer Ankunft wurden wir alle als Treller [Gefangene] erklärt, die für ein Jahr für die Gemeinschaft dienlich sein mussten, bevor wir wieder als Freie erklärt würden. Waffen und Wertsachen mussten wir abgeben. Nur die Handharfe “Godsögnsvanir” [Legendensänger] durften wir behalten. Und die trug ich. Ich nahm auch an, dass unsere Queste nach Jandra „Sturmkind“ hier einen vorzeitigen langen Stopp einlegte.
Nun kam es am gestrigen Abend, der Ankunft in „Gulbladdirstadir“ dazu, dass ein Fest für die heimkommenden Seefahrer ausgerichtet wurde. Und auch wir Treller waren dazu eingeladen, daran teilzunehmen. Während meine Kameraden bereits Fluchtpläne schmiedeten, hatte ich mich mit der Situation bereits abgefunden und wollte feiern, den schrecklichen Sturm überlebt zu haben, der zwei unserer thorwalischen Seeleute das Leben gekostet hatte. Ich aß und trank also reichlich. Das Ergebnis war, um meinen Quittborner Bardenkollegen Maik Kruischer zu zitieren: „Eines der sieben Bierchen gestern, war wohl schlecht.“ Ich lag seit dem Erwachen, am frühen Morgen, mit Bauchkrämpfen und -Schmerzen in meinem Lager im Grassodenhaus. Meine Kameraden und Mitgefangenen aber wollten die Wachen überwältigen und die Trygdar zu Wasser lassen, um damit über die See zu fliehen. Mich wollten sie mitnehmen. Und so lag ich irgenwann am Rumpf der Snekkar im Schnee, mit der Nase im Boden. Zuvor hatten Finn und Orm die Bewacher überwältigt, gefesselt und geknebelt. Jorgan und Fenja gelangten mittels des Zaubers SILENTIUM, der für Stille um die beiden herum sorgte, in das Langhaus. Dort wollten sie die beiden Rucksäcke von uns und die Waffen, die man uns abgenommen hatte, zurück holen. Mir wurde irgendwann die Harfe Legendensänger abgenommen. Meine Kameraden brachten mich zur Trygdar. Unsere beiden Thorwaler Seefahrer, Walkir und Hjelm waren angefressen. Warum, wurde mir später nicht erklärt. Es kam zu einen Kampf zwischen Finn und einem Knecht des Hofes. Der Knecht unterlag unserem Gjaldskaper [Söldner] Finn. Galdmader [Magier] Jorgan und Fenja, unsere Heilari [Heilerin] mussten, ohne die Rucksäcke, den Rückzug antreten.
Mit einer Illusion, sorgte Jorgan dafür, dass der Ausgang aus dem Langhaus brannte. So hielt dieses nicht verzehrende Feuer und etwas, was Fenja dem hinzugab (was, wurde mir später nicht erklärt), die Hersir [Sippenoberhaupt oder Dorfälteste] Katlar Sigridsdottir und ihre Leute davon ab, das Langhaus zu verlassen. Der Versuch, die Trygdar zu Wasser zu lassen, mißlang und so kam es zu einem Patt. Katlar verhandelte mit Jorgan so lange, bis dieser nachgab und schwor niemals einen Zauber gegen die Gemeinschaft von „Gulbladdirstadir“ zu wirken. Nach einander war der Mut der Neuhjaldinger so groß, dass sie die Flammenillusion durchbrachen. Arnir und Tjummen waren die ersten, die zu uns gelangten. Dann kamen alle anderen aus dem Langhaus. Ein Kampf gegen sie, wäre reiner Selbstmord gewesen, also gaben meine Kameraden alle auf, während ich immer noch, mit starken Bauchschmerzen, kampfunfähig im Schnee lag. Die Feuerillusion verschwand. Wir Treller wurden alle wieder in eines der Grassodenhäuser gebracht, nachdem wir gefesselt wurden. Um mich kümmerte sich der Neuhjaldingarder Bjortur. Erbeutete Waffen wurden meinen Kameraden abgenommen. Insgesamt hatten meine Kameraden für 5 gefesselte und leicht verletzte Neu-Hjaldingarder gesorgt. Die überwältigten Wachen Hjaltek, dem es gut ging und Olgard, der sich doch noch von seinen Fesseln befreien konnte, waren aus irgend einem Grund nicht besonders nachtragend. Vielleicht hatten die Neuhjaldingarder sogar Verständnis dafür, dass wir es zumindest versucht hatten, zu fliehen. Sicherlich hätten sie es, in unserer Situation, auch getan. So denkt normaler Weise ein Thorwaler. Für Swafnir [Gott aller Thorwaler] zählte halt der Mut. Ich hatte beschlossen, mich zu bemühen, der Gemeinschaft nützlich zu machen. Doch Finn und die anderen sollten mir, dank meines verdorbenen Magens, zuvor kommen.
15. Tag des Heimamonds im Jahr 2648 JL
Mir ging es am Morgen besser aber noch nicht gut genug, um aufzustehen. Fenja verordnete mir eine Diät, die mir guttun würde. Mangels Kraft widersprach ich ihr nicht. Auch Orm, der am gestrigen Abend verletzt wurde, wurde von Fenja geheilt. Die Wache Tjummen winkte Fenja dann heraus. Sie wurde im Langhaus von Katlar befragt. Der Godi [spirituelle Mittelpunkt vieler thorwalischer Gemeinschaften] Olgi, war dabei. Sie wurden sehr persönlich, was Fenja mißfiel. Sie beschloß bei ihrer Wahrheit zu bleiben, wobei sie nicht alles erzählte, was Katlar von ihr wissen wollte. Nur lügen tat Fenja, wie sie beschlossen hatte, nicht. Die Wachen wechselten sich ab. Mal waren es Haigat und Lingard, später dann Grimmar und Tjasko. Auf diese Weise lernten wir alle Kämpfer und Seeleute von „Gulbladdirstadir“, kennen. Zu essen gab es für uns vorerst altes Brot und von den Getränken zu sprechen, fange ich gar nicht erst an.
16. Tag des Heimamonds im Jahr 2648 JL
An diesem Morgen lag 30 Halbfinger [Zentimeter] Schnee. Es war kalt. Die Trygdar hatte man zuvor in den Bootsschuppen gebracht. Dort wurde das kleine Handelsschiff ausgebessert. Überwiegend kümmerte sich Ynga um uns. Wir bekamen wieder altes Brot und ein heisses Getränk, in dem ich mein Brot eintunken konnte. Finn bot sich als Arbeitskraft an. Er bekam den Tag lang, die Aufgabe mit den anderen Arbeitern des Hofes, Bäume zu schlagen und sie zum Hof zu transportieren. Dafür bekam er am Abend besseres Essen, als wir anderen. Jorgan interessierte sich für die Runen auf Jenssei´s Jacke, die für “Stille”, “Härte” und “weg” (nicht da) standen. Sie waren für den Galdmader magischer Natur.
17. Tag des Heimamonds im Jahr 2648 JL
Alle Treller wurden in das Langhaus gebracht. Katlar, die Hersir, ihr Ehemann und Steuermann der Trygdar, Tevil und Gulbladdir, der Hetmann, erwarteten uns. Sie sprachen mit uns gemeinsam, behandelten uns aber immer noch als ihre Treller. Als Fenja nicht gehorchte, wurde sie heraus gebracht. Ich bot an, in der Küche zu helfen. Das wurde mir gewährt. Also durfte ich den lieben langen Tag Kartoffeln schälen und Brotteig kneten. Bei einer Gelegenheit durfte ich mit der Harfe Legendensänger unsere unvollendete Saga von “Jandra Sturmkind” vortragen. Jenssei bot an, auf die Jagd zu gehen, weil er ein Jäger war. Ihm wurde ein Kurzbogen und fünf Pfeile gegeben. Zusätzlich bekam er ein Jagdmesser mit. Damit wurde er auf die Pirsch geschickt. Finn ging mit der Holztruppe wieder in den Wald, um für Nachschub zu sorgen. Jorgan ging mit dem Godi los, um zumeist wertlose Heilkräuter zu suchen. Währenddessen fand Jenssei eine Spur von Wildtieren und ihm gelang es, mit nur einem Schuss, eine Hischkuh zu erlegen. Mit dem erlegten Jagdwild kam er Stunden später in „Gulbladdirstadir“ an. Waffe, Munition und Messer musste er wieder abgeben. Am Abend durften alle, die gearbeitet hatten, sich an dem köstlichen Fleisch laben. Inzwischen fand ich heraus, dass es unter dem Hügel des Langhauses zahlreiche verschiedene Lagerräume mit verschiedensten Vorräten gab. Sogar eine Extrakammer für das Fleisch war vorhanden. Bei einem Gespräch zwischen dem Godi Olgi und Jorgan, erwähnte Olgi, dass vor vielen Jahren eine Jandra hier in „Gulbladdirstadir“ gewesen war.
(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)
Danke an Rike (Fenja), Claas (Finn), Christian (Jinssei), Henning (Jorgan), Hauke (Orm) und unseren Spielleiter Frerk.
Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice