Das Schwarze Auge (4.1) Spielabende vom 23.06. & 21.07.2020 “Der Hinterhalt”
“Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen.” Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)
Aus den Tagebücher, Liedern und Texten des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirson, chronologisch und nach seiner Priorität geordnet.:
„Manches von dem ich hier berichte, habe ich erst später erfahren.“ T.F.
17. Tag des Schlachtmonds [Travia] im Jahr 2648 JL [1021 BF]
Im Eulenwald kamen nach dem Frühstück, weitere Durro-Dûn [Tierkrieger] der Schnee-Eulen und Schleier-Eulen zusammen. Insgesamt waren es, ohne Pinalah und Madru zu diesem Zeitpunkt 15 Durro-Dûn. Nachdem die Handharfe “Godsögnsvanir” [Legendensänger] das Lied präsentierte, dass der Schamane Lhargûn vom Drauger [Geist] des verstorbenen Schamanen der Schädel-Eulen „Schachmas“ übernommen war, wollten die Schnee-Eulen von uns einen Plan, wie wir gegen Schachmas vorgehen würden. Also besprachen wir uns untereinander, während der gefallene Arrad bestattet wurde.
Wir wussten, dass wir erst Schachmas, der im Körper von Lhargûn hauste, töten mussten. Dann sollten wir, nach dem Lied, Lhargûns alte Knochenkeule benutzen, um Lhargûns Drauger in seinen Körper zu übertragen und seinen Körper zum Leben erwecken. Ich hoffte, dass uns die Harfe nicht wieder zu einer Tat verführte, die wir später bereuen sollten. Mögen mich die Runjas [Schicksalsgeister] beschützen. Die Tierkrieger sagten uns, dass die Verbindung zwischen dem Schamanen und seiner Knochenkeule sehr wichtig war.
Unser Thorwaler Orm fragte nach, wie die Schnee-Eulen miteinander kommunizierten. Unsere Heilari [Heilerin] Fenja überlegte laut den Plan, dass wir als Gefangene der Schnee-Eulen in das Haerad [Dorf] der Yackach gelangen könnten. Jorgan erklärte uns, dass Schachmas, dank der Blutmagie, die der Schamane anwendete, großes magisches Potential enthielt. Orm dachte laut darüber nach, den Schneetroll Gulimbar vom Hügelgrab bei Langarhôlts zu holen.
Eine Schnee-Eule, die Pinalah in das Haerad geschickt hatte, kam zurück und Pinalah erfuhr, dass das Tier Lhargûns alte Knochenkeule im Haerad gesehen hatte. Weil Jorgan auch hjaldingardisch sprach, versuchte der Galdmader [Magier] die Durro-Dûn zu überzeugen, sich uns anzuschließen, da wir ihre Hilfe benötigen. Jorgan erzählte von unserer Queste um Jandra „Sturmkind“. Dann schlug ich Legendensänger an und wiederholte das Lied von Lhargûn, wie wir später erfuhren.
Die Durro-Dûn waren empört und überzeugt, uns zu helfen. Gut, dass sie uns glaubten. Doch wollten sie vorher genau wissen, wie wir vorgehen wollten. Doch genau darin waren wir uns uneinig. Jorgan schlug vor, heimlich in das Haerad zu schleichen. Dann offen in das Haerad zu begeben, während Schachmas sein Ritual vollzog. Unser Gjaldskaper [Söldner] Finn wollte einen Angriff auf Schachmas wagen, während der Schamane sein Ritual vollzog. Geghen Mittag waren wir immer noch uneins, was unser Plan anging.
Doch dann wollten wir die Umgebung nutzen, die uns im Haerad zur Verfügung stand. Auf Nachfrage erhielten wir den Hinweis, dass der Felsen, der an den Haerad grenzte, ein Gangsystem besaß, der Proviant hortete, damit die Bewohner durch den Winter kamen. Madru erzählte uns von einen versteckten Eingang, hinter dem Felsen. Durch den Eingang könnte man in das Lager und von dort aus auf den Dorfplatz gelangen. Jorgan fragte, ob es eine Möglichkeit gab, um auf den Haupt des Felsens zu gelangen. Jorgan wollte möglichst viel Abstand zwischen sich und Schachmas haben. Doch die Frage blieb, wohl mangels Wissens, unbeantwortet.
Pinalah stimmte den Plan, in das Vorratslager zu gelangen, zu. Finn ließ mich, da ich am schwächsten war, von seinem Blütenkelch trinken, den er von seiner Nymphe am Geysir bekommen hatte. Das Wasser daraus schmeckte wahrlich vorzüglich. Ich bereute es, meinen Blütenkelch damals nicht mitgenommen zu haben. Am Nachmittag brachen wir mit allen Durro-Dûn auf. Am Abend erreichten wir eine Stelle, an der wir unser Lager aufschlugen. Die Durro-Dûn sorgten für einen Braten und weitere Nahrung und sie hielten Wache, so konnten wir allesamt ausruhen.
18. Tag des Schlachtmonds im Jahr 2648 JL.
Gut ausgeruht und reichlich regeneriert nahmen wir ein kleines Frühstück ein. Danach setzten wir uns in Marsch. Wir Sechs und Madru wollten das Gebiet hinter den Felsen des Haerads der Yackach erreichen. Die Tierkrieger mit Pinalah den Bereich, vor dem Haerad. Madru und wir Sechs erreichten am Nachmittag, hinter dem Felsen des Haerads, ein Gebiet von 250 mal 250 Schritt und suchten nach dem Hintereingang. Hinter einem Brombeerbusch und einem Geröllhaufen fanden wir diesen. Wir versteckten unsere Ausrüstung und betraten den Hintereingang nur mit Waffen und Rüstung.
Wir versuchten die schlecht einsehbaren Gänge durchzuschleichen. Jorgan ging voran. Er entzündete seine EWIGE FLAMME an der Spitze seines Zauberstabes. Damit hatte der Galdmader die einzige Lichtquelle, an der wir uns orientieren mussten. Die Höhe der Gänge war selbst für den Größten von uns annehmbar. Schließlich kamen wir an Proviantkisten und -Säcken vorbei. Dann gab es eine leichte Biegung nach links und danach nach rechts. Nach insgesamt 60 Schritt erreichten wir eine Lagerhalle, die 15 mal 7 Schritt maß. Hier herrschte ein sehr traniger Geruch. Seitlich trat Tageslicht in die Höhle. Jorgan sprach den Zauber ARMATRUTZ, mit dem er sich zusätzlichen magischen Rüstschutz zauberte.
Madru zuckte kurz zusammen, als er und Jorgan am Höhleneingang standen und sie in das Dorf schauten. Von hier aus gab es keinen Weg nach oben, auf dem Haupt des Felsens. Sie sahen das innere des Haerads. Drei Schritt unter ihnen war der Boden des Dorfes. Eine fest angebrachte hölzerne Leiter ermöglichte ihnen den Weg nach unten. Der Galdmader sah Dorfbewohner bei ihrer Arbeit und die Yaldringa
[gjalskerländisches Sippenoberhaupt]
des Haerad der Yackach. Ihr Name war „Angrimma brei Garda“, wie er wusste. Angrimma wollte gerade in das Wohnzelt des Schamanen gehen. Die Knochenkeule von Lhargûn konnte Jorgan auf dem Ritualplatz nicht sehen.
Jorgan rief so laut er konnte: „Angrimma, Dorfbewohner, hört mich an!“ Der Galdmader hatte die volle Aufmerksamkeit und sie schauten zu ihm hinauf. Jorgan fuhr fort: „Ein Fluch lastet wirklich auf Euch!“ Angrimma sah Madru an Jorgans Seite und bat den jungen Durro-Dûn zu ihr herunter zu kommen. Und so geschah es, dass Madru die Leiter zu ihr herunter kletterte. Jorgan berichtete weiter von Schachmas, der als das Böse in Lhargûns Körper eingedrungen war und das Dorf und die Tierkrieger der Schnee-Eulen terrorisierte. Nur Madru sei geschützt. An ihm prallten die magischen Angriffe ab. Jorgan erwähnte auch die beiden Durro-Dûn der Schädel-Eulen, die seitdem im Dorf waren.
Es war unser Jäger Jenssei, der spürte, dass etwas nicht stimmte. Instinktiv drehte sich der aus Maraskan stammende Jäger um und sah, dass sich die beiden Schädel-Eulen-Tierkrieger und Schachmas sich hinter uns geschlichen hatten. Jenssei´s Alarmruf erklang spät. Die Tierkrieger schlugen auf Orm und mich, die wir als letztes in der Gangfolge standen, ein. Wir wurden beide verletzt. Orm bekämpfte die Tierkriegerin und ich den anderen. Jenssei griff mit ein. Ich wollte meinen Gegner niederwerfen, doch mein Angriff gelang nicht, denn der Tierkrieger wich aus.
Finn schlug sich mit Speer und Schild an Orms Seite, Die Tierkriegerin schlug auf Finn mit ihrer Waffe, traf aber nur Finn´s Schild. Schachmas, der hinter den Schädel-Eulen stand, brüllte drei unvertändliche Worte in unsere Richtung. Seine Worte hatten den Effekt, dass es mir und andere schwerer fiel, unsere Waffen sowohl im Angriff, als auch zur Verteidigung zu benutzen. Bis auf Orm. Aber der hatte wohl nur Glück. Finn gelang ein Angriff mit seinem Speer und Orm verfehlte die Tierkriegerin. Jinssei gelang ein hervorragender Treffer mit seinem Dolch gegen den Tierkrieger.
Fenja dachte laut darüber nach, einen Zauber gegen den Schamenen, den VIPERNBLICK einzusetzen. Mein heftiger Schlag mit dem Ruf „Für Swafnir!“ gegen den Tierkrieger schlug fehl. Jorgan benutzte den BLITZ DICH FIND-Zauber und blendete die Gegner erfolgreich. Auch Schachmas verteilte seinen Blendungszauber, der Finn und mich traf. Wieder hatte Orm Glück und der junge Thorwaler kämpfte weiter, als wäre nichts geschehen. Inzwischen hatte Jorgan seinen GARDIANUM-Zauber aktiviert, an dem Schadenszauber abprallten.
Die Tierkriegerin griff Orm an, doch der parierte den Schlag. Mein Gegner ließ von mir ab und griff Finn an, doch der Schlag ging vorbei. Nun stand Schachmas in Lhargûns Körper vor mir und griff mich mit seiner Knochenkeule, deren Spitze einer Vogelkralle glich, an. Doch ich konnte den Angriff mit meinen Hjalsmesser [thorwalisches Entermesser] parieren. Jenssei konnte den Tierkrieger verletzen, bevor der Maraskaner selbst schwer verletzt wurde. Finn wurde angegriffen, konnte den Schlag aber parieren. Sein Gegenangriff verlief äusserst schlecht, so dass der Gjaldskaper stolperte und in seiner Bewegung einbüßte. Dem Gegner gelang dadurch ein Passierschlag, der Finn zusätzlich verletzte. Orm machte das alles aber wett. Ihm gelang ein überaus großartiger Treffer, der den Gegner nur beschäftigte. Als hätte die Tierkriegerin diesen Schlag vorher gesehen, parierte sie ihn.
Mit dem Ruf: „Für Jandra!“ schlug ich auf den Tierkrieger ein und verletzte ihn heftig. Fenja zauberte ihren VIPERNBLICK auf Schachmas. Doch es sollten ein paar Herzschläge dauern, bis ihr Zauber wirkte. Jetzt wollte Jorgan mitkämpfen. Finn gelang es, die Tierkriegerin an ihrer Kehle mit seinem Speer aufzuspießen. Mit einem kraftvollen „Für Finnhjolm!“ gelang es mir, den Tierkrieger so hrt ins Genick zu schlagen, dass mein scharfes Hjalsmesser der Schädel-Eule den Kopf abschlug. Jorgan stand jetzt neben Jinssei. Schachmas versuche eine Art schamanistischen HORRIPHOBUS-Zauber auf Jinssei, doch der prallte an Jorgans GARDIANUM-ZAUBER ab. Jorgan gelang noch ein heftiger Treffer mit der brennenden Spitze seines Zauberstabes gegen den Schamanen, der vor Schmerzen aufschrie. Orm und ich hatten unsere Waffen gegen Schachmas/Lhargûn erhoben und riefen nacheinender „Ergib dich!“.
Nun endlich wirkte Fenjas Zauber. Der VIPERNBLICK bewirkte, dass der Schamene für eine lange Zeit nicht mehr eigenständig handeln konnte, solange der Zauber nicht unterbrochen wurde. So ließ ich es mir später erklären. Der Schamane und Fenja starrten sich lange Zeit an. Wobei Fenja dominierte und Schachmas wie ein Kaninchen auf die Schlange blickte. Niemand von uns wagte sich zwischen ihnen. Und es war Orm, der sich hinter den Schamanen wagte und ihn von hinten mit seinen Armen an seinem Hals würgte, bis dieser kraftlos und tot, so hofften wir, zu Boden ging. Ich nahm Schachmas Knochenkeule und warf sie weit in den Gang. Jorgan lief zum Eingang und sah Madru und Angrimma. Der Galdmader befahl Madru, schnell Lharguns Knochenkeule zu holen. Der junge Durro-Dûn tat, wie ihm aufgetragen und kam mit der Knochenkaule aus dem Zelt des Schamanen.
Madru lief zurück zur Leiter und kletterte hinauf und gab Jinssei die Keule. Jinnsei legte Lhargûns Keule auf dessen Leib und Jorgan zauberte den BALSAM SALABUNDE, ein Heilzauber, auf den Schamanen. Kurz darauf erwachte der Schamane und sah Madru. Er erkannte den jungen Durro-Dûn und nannte seinen Namen. Jorgan bat Madru, den Schamanen nach Dingen zu Fragen, die nur sie beide wissen konnten. So geschah es. Madru fragte seinen Meister nach dem Zauberschutz und den Federn der Schnee-Eulen. Inzwischen war auch Angrimma zu uns hoch geklettert. Jorgan erzählte Angrimma, dass D’Achida Lhargûn getötet hatte und Schachmas Drauger den Körper übernommen hatte.
Ich holte unsere Ausrüstung, die wir hinter dem Brombeerbusch versteckt hatten. Allesamt kletterten wir die Leiter hinunter ins Haerad. Die Schwachen wurden von den Stärkeren unterstützt. Um die Leichen der Schädel-Eulen kümmerten sich die Dorfbewohner. Wir gingen in das Langhaus. Madru holte Pinalah und die 15 Tierkrieger, die ausserhalb des Haerad´s warteten. Im Langhaus wurden Orm und Finn von Fenja geheilt. Es gab zu essen und trinken und wir mussten Angrimma berichten, was sie noch nicht wusste. Wir hatten wohl endgültig das Vertrauen der Dorfgemeinschaft gewonnen, denn nach dem Essen und der Versorgung unserer Verletzungen, führte uns Angrimma mit Lhargûn und Madru in eine besondere Hütte, die sie „Yaldingshütte“ nannten.
Im Inneren der Yaldingshütte befand sich eine lange Tafel und ein Stuhl am Ende der Tafel. An der Wand hing ein Teppich, nicht gjalskerländischen Ursprungs und zeigte Motive einer Saga. Eine mumifizierte Leiche hockte auf dem ausgelegten weissen Fell eines Firunsbären. Die Leiche hatte lange blonde Haare und an ihrer Seite lag eine runenverzierte Skraja [thorwalische Axt]. Es war eindeutig Hetfrau Jandra „Sturmkind“ Havallarsdottir. Ich vergaß völlig, dreimal meinen Glücksbringer in Form eines Pottwals aus Mammuton zu küssen. Angrimma und Lhargûn erzählten uns ihre Geschichte.
Um es kurz zu beschreibten, trafen damals Jandra und sieben Gefährten ein, als das Haerad von Eismänner, die „Frunus“ genannt wurden, das Haerad überfielen. Die Frunus konnten dank Jandra besiegt und verjagt werden. Doch kurz vor deren Flucht gelang es dem Anführer der Frunus; ein Riese, so hieß es, mit seiner Klinge Jandra schwer am Bein zu verletzen. Mit dem „Zorn des Mammuts“ gelang es Jandra dennoch den Anführer zu töten. Seitdem wurde Jandra von den Einheimischen „Mordurra crena Tharbul“ genannt. Der Titel einer ehrenvollen Kriegerin. Lhargûn´s Lehrer war damals Brekdan, der Brenoch-Dûn [gjalskerländischer Schamane] des Haerads. Er pflegte Jandra. Sie verlangte nach der beinernden Klinge, die man ihr aus dem Bein gezogen hatte und begann Runen hinein zu ritzen. Jandra nannte diese Klinge „Sturmspalter“. Irgendwann starb Jandra, die Klinge fest umklammert. Brekdan sorgte dafür, das ihr Körper nicht verfiel. Doch in manchen Nächten regte sich ihr Geist. Manchmal zornig, manchmal wehmütig. Garda war die einzige Überlebende der Thorwaler und gebar Angrimma. Ich erfuhr zum ersten Mal, das Garda die Schwester von Jandra war. Folglich war Angrimma Jandras Nichte. Mit der Klinge „Sturmspalter“ in Jandra´s Nähe war ihr Geist immer unruhig. Damit wurde das Haerad in Gefahr gebracht, also brachte Brekdan die beinernde Klinge in ein Moor, drei Wegstunden vom Haerad entfernt. Dort versenkte der Schamane die Waffe; mit Seetigertang gesichert.
Dann erklang die Harfe:
Blut hat es erschaffen.
Blut wird dich erwecken.
Folge den Ruf deines Blutes, Sturmtochter.
Die Blutlinie musste eingehalten werden. Und die nächste Verwandte von Jandra war „Angrimma brei Garda“. Würde sie uns in das Moor begleiten?
(An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend)
[Wir bekamen jeder 150 Abenteuerpunkte]
Danke an Rike (Fenja), Claas (Finn), Christian (Jinssei), Hauke (Orm), Henning (Jorgan) und unseren Spielleiter Frerk.
Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice