Das Schwarze Auge (4.1) Online-Spielabende vom 17.11.2020 bis 15.12.2020 “Zurück zum Sternenturm“
„Schieße keinen Pfeil, der zu dir zurückkehren könnte.“
Mhanadisches Sprichwort
Aus dem Reisetagebuch des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirsson:
Manches, von dem ich hier berichte, habe ich erst später erfahren. T.F.
2. Tag des Grimfrostmond [Firun] im Jahr 2641JL [1014BF/21Hal]
Wir trafen uns allesamt in der Runajasko, der Magierakademie in Olport. Orm, Finn und Thalio waren noch am Abend zuvor in das einzige Gasthaus in Olport gegangen. Dort hatten sie Fenja wieder getroffen, die die letzten Tage für persönliche Angelegenheiten die Stadt verlassen hatte, wie sie berichtete. Dort hatte sie Freunde kennen gelernt. Als meine Kameraden Fenja von unserem Ausflug zum Sternenturm berichteten, erzählte unsere Heilari, dass sie den Namen Radwan Ibn Rastawan schon zuvor gehört hatte. Es muss in der Bibliothek gewesen sein. Radwan unterhielt sich mit jemanden, der Liscom hieß. Der Name muss Radwan herausgerutscht sein, so vermieden sie es weiterhin Liscom namentlich zu erwähnen. In ihren Stimmen lag damals viel Spott über meine Kameraden und über einen Bruder Herbald, berichtete Fenja weiter. Jedenfalls hatten sie sich danach lange Zeit in der Bibliothek der Runajasko aufgehalten und viel in Büchern gelesen. Welche Bücher, konnte Fenja leider nicht berichten. Orm erwähnte Fenja, dass er über der Stadt einen rot brennenden Kometen gesehen hatte und dass er auf den darauffolgenden Abend eine Verabredung hatte.
Als wir uns in der Runajasko trafen, tauschten wir uns aus. Was den Sternenturm anging, waren wir uns sicher, dass sich dort zwei Parteien eingenistet hatten, die offenbar nichts voneinander wussten. Hier erwähnte Fenja auch, dass es Radwan um eine Karte in einem der Bücher ging, in denen „Kraftlinien“ und „Nodices“ eingezeichnet waren. Man konnte deutlich sehen, wie unser Galdmader Jorgan Meerson, sich Gedanken um diese Begriffe machte. Jorgan hatte ja Radwans Buch im Sternenturm mitgehen lassen. Er blätterte darin herum und fand sogar den einen oder anderen Begriff. Nur konnte Jorgan keinen Zusammenhang herstellen. Er selbst kannte die Begriffe nicht. Doch den Namen Liscom kannte Jorgan. Er erinnerte sich [obwohl Magiekundeprobe +18] dass… „Liscom von Fasar, ursprünglich Liscom Ghosipar, war Absolvent, Lehrmeister und Spectabilitas Minor der Akademie der Geistigen Kraft zu Fasar.“ Jorgan hatte in einem Buch über ihn gelesen.
Jorgan sprach mit Hadrunir Windweiser, der Spektabilität der Runajasko über Radwan, Hamid ben Seyshaban und Thomek Aterion aus Fasar. Über die Kraftlinien und Nodices wusste Hadrunir nur zu berichten, dass diese die „Flüsse der Magie“ waren. Wir malten uns aus, dass Hadrunir womöglich den Zauber TRANSVERSALIS benutzte, um rasch von Ort zu Ort zu reisen. Danach gingen Jorgan und Fenja ins Labor, um Heiltränke zu brauchen. Fenja traf auf Bruder Herbald und sie befragte ihn nach Radwan und Liscom. Finn ging zum Gefangenen Lunn und fragte ihn nach der Höhle. Lunn sollte außerdem die Lage der Höhle und ihre Räumlichkeiten aufzeichnen. Beim Abendessen präsentierte uns Finn, die von Lunn gefertigte Zeichnung über die Höhle. Die Zeichnung und Wegbeschreibung waren sehr grob. Aber wir meinten, die Höhle rasch zu finden.
3. Tag des Grimfrostmond im Jahr 2641JL
Wir trafen uns am Morgen in der Runajasko. Ich besaß immer noch keinen einzigen Kreuzer. Orm hatte die Nacht bei seiner Bryda verbracht. Jorgan erzählte uns, dass er in Radwans Aufzeichnungen etwas über Liscom gefunden hatte. Demnach suchte die alte Spektabilität etwas in Weiden. Das könnte mit dem Fingerzeig von Thalio über den „Firun-Heiligen Hain“ in Bärwalde / Weiden zu tun haben. Wir verabredeten uns dazu, erst am nächsten Morgan in aller Frühe vor der Runajasko zu treffen und zur Höhle aufzubrechen, damit wir den Tag dazu nutzen konnten, um weiter zu regenerieren. Denn wir waren noch zu erschöpft für eine Rückkehr zu Sternenturm. Ich bat Finn, bei seinem Mentor, dem Firnelfen Gandlariel, ein gutes Wort einzulegen. Ich hatte beschlossen, den Fernkampf mit dem Bogen zu erlernen. Und wer wäre da nicht der perfekte Lehrer für einen Bogenschützen, als ein Elf?
Finn sagte, dass er bei Gandlariel bereits die Jagd erlernt. Aber er würde fragen, ob Gandlariel noch einen Schüler aufnimmt. Später erfuhr ich, dass Finn den Firnelfen nach etwas „uralten“ unter der Gegend von Olport fragte. Fenja sagte, dass sie den Tag über unterwegs sei und Orm verbrachte den Tag über im Swafnirtempel. Thalio wollte meditieren. Ich ging wieder zurück zur Instrumentenbauerin Lenis Vanirasdottir, wo ich wohnte und arbeitete. Dort sollte ich das Dach ihres Schuppens reparieren. Statt dessen vergrößerte ich leider unachtsam das Loch in dem es hereinschneite. Und mein Fall aus über zwei Schritt Höhe ruinierte temporär noch meine Gesundheit. Lenis wünschte mich weit weg. Sie sprach von einem Ort namens Tobrien. Vor Scham ging ich ihr diesen Tag über aus dem Weg und bemühte mich, wenigstens in der Hausarbeit keinen Fehler zu machen.
4. Tag des Grimfrostmond im Jahr 2641JL
Wir trafen uns am frühen Morgen vor dem Tor der Runajasko. Es war klirrend kalt und es hatte in der Nacht erneut geschneit. Bevor wir aufbrachen, gab Jorgan jeden von uns ein Goldstück. Er erklärte. Das kam von Hadrunir. Der Akademieleiter wollte, dass wir den Turm und alles, was dazu gehört von ungebetenen Gästen säuberten. Radwan war nun nicht mehr Gast der Runajasko. Jorgan hatte einen Brief mitbekommen, in dem Radwan zum Rapport bei Hadrunir aufgefordert wurde. Das zauberte allen ein Lächeln auf unsere Gesichter; trotz der Kälte. Auch dieser Oldifreyd von Andergast galt nicht mehr als Gast der Akademie. Ich war, wie zuletzt, ausgerüstet. Nur meine Laute „Sirene“ ließ ich bei meiner Wirtin Lenis. Proviant konnte ich leider nicht mitnehmen; das hätte Lenis noch mehr verärgert, als sie ohnehin schon auf mich wütend war. Ich wollte Finn fragen, wo Tobrien lag, kam er doch aus dem Mittelreich. Doch das vergaß ich leider. Finn hatte auch vergessen, Gandlariel meine Bitte zu überbringen, ob ich bei ihm den Fernkampf mit dem Bogen erlernen darf.
Nach einigen Stunden, noch vor dem Mittag, erreichten wir dann den Höhleneingang. Die Karte und Wegbeschreibung von Lunn waren schon sehr korrekt. Ich machte mich vor der Höhle bemerkbar und rief hinein, dass wir Abgesandte der Runajasko waren, die friedlich den Zugang zur Höhle erbaten. Als keine Antwort kam und Niemand, der uns begrüßte, wiederholte ich meine Bitte mit Ausdruck. Doch es kam keine Person oder ein Ruf zurück. Jorgan überreichte dann Thalio eine Laterne, die er aus der Runajasko mitgebracht hatte. Jorgan entzündete magisch die Spitze seines Zauberstabes und mit dieser Flamme die Lunte in der Laterne, die in alle Richtungen strahlte. Orm und Finn wollten vorweg gehen, da sie mit Schilden gerüstet waren. Orm beanspruchte daher die Laterne und Thalio gab sie ihm. Thalio erzählte uns später, dass ihm in diesem Augenblick ein seltsames Gefühl beschlich. Ich dachte an einen Hinterhalt und wies auf Stolperfallen oder ähnliches hin. Als wir die Höhle und eine Kammer aus Felsgestein aus südlicher Richtung betraten, die etwa zwei Schritt hoch und etwa fünf mal fünf Schritt in der Fläche groß war, sahen wir nach Norden ein dunkles türgroßes Loch. Nach Osten war eine schwere Wolldecke zu sehen, die offenbar einen Durchgang verdeckte.
Jorgan schob die Wolldecke beiseite und leuchtete hinein. Er erkannte eine Art Schreibstube, wie die angeordneten Holzmöbel in dieser Felskammer standen. Auch ein Durchgang nach Norden konnte er sehen. Jorgan kam wieder zurück zu uns. Orm leuchtete durch das Tür-große Loch und sie sahen, dass es einen kurzen Gang in eine weitere Kammer gab. Orm und Finn gaben sich gegenseitig Deckung, als sie durch den Gang schritten. Wir folgten ihnen. Wir kamen in die Kammer, die Jorgan und einige von uns bereits am 1. Tag des Grimfrostmond gesehen hatten. Ein großer Holztisch war zu sehen, an dem zwei lange Bänke standen. In der südöstlichen Ecke war ein Kamin zu sehen, der als Kochstelle diente. Zugleich erwärmte er wohl diesen Raum und die Schreibstube, die Jorgan eben noch entdeckt hatte; wäre er befeuert. Im Norden war eine Holztür, ebenso im Nordosten der Kammer, die wir von jetzt an Speisesaal nannten.
Orm öffnete die Tür im Norden. Dahinter war der Schlafsaal. Dort standen acht Betten an der westlichen und östlichen Wand. An jedem Bett stand am Fußende eine geöffnete Truhe, die allesamt leer waren. Im Norden war eine Tür zu sehen. Wir wussten, dass hinter diesem Gang es direkt unter dem Sternenturm ging. Ich glaube, es war Jorgan, der die nordöstliche Tür im Speisesaal öffnete. Dahinter befand sich ein Schlafraum. Wohl der von Oldifreyd, glaubten wir. Es war keine weitere Tür oder Öffnung zu sehen. Wir kamen im Speisesaal zusammen und berieten uns. Es gab da zwar noch den Durchgang von der Schreibstube, doch wir wollten erst zum Keller des Sternenturms.
Vorsichtig und voller Anspannung gingen wir über den Schlafsaal durch den langen niedrigen Gang bis in den Keller des Sternenturms. Die Angreifer vom 1. Tag des Grimfrostmond hatten hier nicht mehr gewütet, als wir damals. Jorgan hatte den oberen Teil der fest angebrachten Leiter mit seinem HAMMER DES MAGUS zerstört. Außerdem lagen hier noch Felsstücke und ramponierte Kisten und Fässer von uns herum. Wir verhielten uns möglichst leise, da wir befürchteten, dass Radwan oder Oldifreyd noch hier waren. Niemanden von uns kam der laute Gedanke, ob sie sich sogar verbündet hatten. Doch das Loch über der Leiter, dass etwa vier Schritt über uns schwebte, war nicht vollständig verdeckt, wie wir sehen konnten. Das hinaufklettern würde sehr schwer werden. Mir kam die Idee, eine Art Treppe aus den Kisten und Fässern zu bauen, damit wir dort hinauf kamen. Nachdem das geschehen war, kletterten wir nacheinander hinauf.
Das Erdgeschoss des Turms, wo sich auch der Kamin mit der Kochstelle und der umgedrehte Tisch befand, hatte sich kaum verändert, als wir es vor drei Tagen verlassen hatten. Die Eichentür nach draußen war nur angelehnt. Der tote Thorwaler lag hier immer noch. Wir untersuchten die oberen Stockwerke möglichst leise. Ich betrat die Leiter, die auf das Dach führte. Oben sah ich nichts weiter, außer, dass sich dort ein hölzerner Stuhl befand und dass das offene Dach völlig verschneit war. Außer ein paar Vogelspuren war hier nichts zu entdecken. Ich zog die schwere Luke herunter, als ich die Leiter runterstieg. Nun schneite es wenigsten nicht hier rein. Wir stellten fest, dass der Sternenturm seit wenigstens einen Tag verlassen war.
Wir richteten uns im Turm ein. Orm entzündete den Kamin, Thalio und Jorgan kümmerten sich um die schriftlichen Aufzeichnungen, die Radwan zurück gelassen hatte und Finn und ich trugen den toten Thorwaler hinaus. Finn wollte ihn begraben, doch das fand ich zu anstrengend unter den halbschritt hohen Schnee noch ein Erdloch zu buddeln, obwohl Finn seinen Spaten dabei hatte. Wir verabredeten es so, den toten Thorwaler ein paar Schritt abseits vom Turm unter dem Schnee zu verbergen. Die Stelle markierten wir mit einen auffälligen Ast. Finn präsentierte noch zwei Flaschen mit Premer Feuer, die er im dem Lager der zwei Thorwaler gefunden hatte. Thalio und Jorgan fanden eine Flasche Yaquirtaler Rotwein in den Sachen von Radwan. Dann machte ich mich dran, aus den Faßheringen und den eingelegten Gurken aus dem Keller, ein paar Dutzend Rollmops zu machen. Musste man die vorher kochen? Egal. Es schmeckte keinem. Dafür waren wir gesättigt. Und der Wein und Schnaps schmeckte dabei doppelt so gut.
Jorgan interessierte sich besonders für ein Buch, dass in schwarzem Leder eingebunden war, denn aus diesem Buch waren etwa ein Viertel der Seiten herausgerissen. Es handelte wohl von einem Adligen Namens „Gumbold von Neersand“. Er und sein Hofmagier, ein „Zoryan zu Notmark und zu Leuenteich“ lebten vor etwa 700 Götterläufen. Gumbold soll ein grausamer Herrscher gewesen sein. Der Zirkel von „Nâsuûl“, bei denen es sich um tote Sklaven handelte, soll eine wichtige Rolle in den alten Geschichten, in dem Buch, gespielt haben. Wir drehten im Erdgeschoß den Tisch wieder um und schoben ihn über das Loch. Orm setzte sich mit einer Flasche Premer Feuer drauf und übernahm die erste Wache.
4. Tag des Grimfrostmond im Jahr 2641JL
Wir waren alle ausgeruht, denn Orm hatte uns nicht geweckt, als Finn und ich mit der Wache dran waren. Orm klammerte sich, wie ein Kleinkind behutsam um die leere Flasche Premer Feuer und schlief seinen Rausch aus. Ohne ihn zu wecken, schoben wir den Tisch einfach beiseite. So konnten wir hinunter in den Keller des Turms klettern. Orm würde sicherlich nachkommen. Unser Ziel war die Tür, die von der Schreibstube in der Höhle wegführte. Wir kletterten die Kisten und Fässer vorsichtig hinunter. Nur Fenja stürzte ein paar Schritt herunter. Aber sie Verletzte sich nur leicht.
Wir gelangten zuerst in Oldifreyds Schlafkammer. Kleidung lag ordentlich in den Fächern. Unter dem Kopfkissen fand Jorgan ein Notizbuch, welches unser Galdmader zu lesen begann. „…So viel Arbeit, so viele Zeichen…“ Jorgan überflog die meisten Seiten, in dem sich Oldifreyd über seine Gefährten und den strengen Winter im Norden beschwerte. Dann war er nie im Gjalskerland, dachte ich mir. Jorgan zeigte uns in dem Notizbuch eine wohl abgezeichnete Rune. Es war eine „Björgruna“, die für „Felsen“ stand. Dann endlich gingen wir in die Schreibstube. Wir öffneten die Tür und sahen in eine Kammer mit einer Art Wendeltreppe, die nach unten führte. Vorsichtig gingen wir die Treppe herunter. Wir gelangten in eine Kammer, die vier mal sechs Schritt in der Fläche maß. Die Wendeltreppe befand sich nun in der nordöstlichen Ecke der Kammer. Jorgans Licht beleuchtete einen Gang, der westlich der Kammer lag. Die Laterne beleuchtete gerade noch den Rand eines Wasserbassins von zwei Schritt Durchmesser in der südwestlichen Ecke. In der südöstlichen Ecke lag eine skelettierte Leiche mit Kettenhemd und thorwalischen Beil. Der Ausrüstung nach, die schon altertümlich war, war der Krieger schon sehr lange Zeit tot. Dazwischen lag ein Gang der die Kammer südlich verließ.
Jorgan ging voran in den westlichen Gang. Schon nach wenigen Schritt sagte er, dass der Gang hier eingestürzt war. Nur ein schmaler Schlitz weit oben zeigte ihm, dass es hinter der Einsturzstelle weiter gehen könnte. Profan konnte er nichts Genaues erkennen. Darum zauberte Jorgan einen ODEM ARCANUM auf sich, um damit Magie zu erkennen. Doch im Gang sah er erst nichts Besonderes. Doch er erwähnte einen Elementargeist. Worauf ich meinen Talisman hervor holte und das Mammuton in Walfischform dreimal schnell küsste. So kehrte Jorgan, der Zauber wirkte noch, zurück in die Kammer mit der Wendeltreppe und blickte in Richtung des Skeletts. Dieses erhob sich plötzlich mit Rüstung und Waffe und griff uns an. Während des Kampfs wurde Finn schwer verletzt und ich leicht. Thalio versetzte dem Untoten den Todesschlag. Die leblosen Knochen fielen zu einen Haufen zusammen. Wir hörten Jorgan: „Sehr interessant.“ Sagen und sahen, wie er einige der Knochen in seinen Beutel steckte, dazu noch ein goldenes Amulett, welches das Skelett wohl um den Hals trug. Ich glaube Orm war es, der sich später das Beil und Kettenhemd einsteckte. Da kam er auch schon verschlafen die Wendeltrappe herunter. Wir besprachen uns kurz.
Jorgan sprach von der „Essenz des Geist“. Ich weiß bis heute nicht genau, wovon der Galdmader da sprach, als er immer noch dabei war, die Knochen des Skeletts einzusammeln. Irgendwie hatte Fenja es doch geschafft, herauszufinden, was sich hinter dem Einsturz befand. Die Heilari erzählte uns von einem Raum, der vier mal vier Schritt in der Fläche maß. Darin befand sich ein glatter quaderförmiger Stein, der wie ein Altar wirkte. Seine Maße waren etwa ein mal ein mal zweieinhalb Schritt. Seine Oberfläche war glatt wie Glas. In einer Ecke des Raumes war ein runder Wasserbassin, wie der in dieser Kammer, mit der Wendeltreppe. Jorgan holte das Notizbuch von Oldifreyd hervor und suchte einen bestimmten Absatz. Dann erzählte Jorgan, dass Oldifreyd vor dem Wasser warnte. Eine Gefahr ginge davon aus.
Wir besprachen uns lange, bevor wir beschlossen, den Gang in südlicher Richtung zu folgen. Nach einigen Schritt knickte der Gang leicht nach Westen ab. Dann gelangten wir in eine weitere Kammer aus nordöstlicher Richtung kommend. In der nordwestlichen Ecke war wieder ein rundes Wasserbassin mit zwei Schritt Durchmesser. In einer leichten Einbuchtung im Süden der Kammer, wie auch im Westen der Kammer lagen jeweils ein Skelett mit ähnlicher Kettenrüstung und Bewaffnung, wie das Skelett im Raum mit der Wendeltreppe. Jorgan warnte uns davor, hier Magie zu benutzen. Aber wahrscheinlich sagte er das eher zu sich selbst und zu Fenja, die ja auch zaubern konnte. Der Galdmader war der Meinung, dass die Amulette der Skelette sie zum Leben erwecken könnten. Ich wollte nach meinen Talisman greifen, da ging Orm einfach auf die am Boden liegenden Skelette zu, schlug ihnen die Köpfe ab und nahm ihnen die Amulette ab.
Das Problem schien gelöst. Eine Untersuchung des Raums brachte nichts mehr zustande. Orm und Finn unterhielten sich noch darüber, ob die altertümlichen Waffen oder Rüstungen noch etwas taugten. Sie schienen darum geradezu zu buhlen. Als ich fragte, ob auch ein Wurfbeil für mich dabei war, erntete ich nur finstere Blicke. Eine Weile hielt Jorgan seine brennende Zauberstabspitze über dem Wasser und beobachtete es. Er sagte, er traute dem Wasser nicht. Fenja warf einen kleinen Stein in das Wasser und dieser verschwand sehr schnell. Die kleinen Wellen beruhigten sich rasch. Und wieder war es Orm, der die Initiative ergriff. Er zog sich einfach vor uns aus, stapelte seine Sachen neben dem Bassin und sprang ins Wasser. Er tauchte schnell und tief, denn wir sahen recht schnell nichts mehr von ihm. Beinahe atemlos blickten wir auf das Wasser im Bassin, dessen Oberfläche sich allmählich wieder beruhigte. Ich fing an, meine Herzschläge zu zählen und lauschte. Einhundert waren erreicht. Nichts passierte. Einhundertfünfzig. Immer noch nichts. Jorgans Flamme spiegelte auf der Wasseroberfläche und auch unsere Gesichter. Keine Luftblasen. Nichts zu sehen. Zweihundert Herzschläge.
Ich begann mich auszuziehen. „Ich tauche ihm nach.“ Sagte ich. Ich riss meine Klamotten herunter. Ich fürchtete, Orm war etwas passiert. Ich atmete mehrmals tief ein und aus. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet sprang ich kopfüber in das Wasser und tauchte, schnell und tief. Jorgan leuchtete wieder. Nur verschwand das Licht schnell hinter mir. Es war wie ein Tunnel, der senkrecht hinunter führte. Dann spürte ich eine Veränderung. Ich sah es nicht genau, ich fühlte, dass es nach rechts, links und weiter hinunter ging. Meine Arme wedelten umher, ich versuchte nach etwas zu greifen, doch da war nichts. Ich wählte rechts und ich tauchte nach rechts weiter. Es ging dann ein Stück nach oben. Meine Lungen begannen zu brennen ich wollte atmen, sehnte mich nach Luft. Da durchbrach ich die Oberfläche. Um mich herum war Dunkelheit. Ich atmete tief ein und wieder aus. Ruhte mich an der Oberfläche eines runden Bassins nicht aus, sondern rief so laut ich konnte: „ORM INGRIDSSON, HIER IST TJURE FENRIRSSON!“ Es war nichts zu hören. Ich wartete zwei oder drei Herzschläge lang. Ich versuchte mich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Spähte um mich herum. Aber hier war nicht die geringste Lichtquelle, die mir verriet wo ich war und was hier sonst noch war, außer mir.
Dann rief ich erneut „ORM INGRIDSSON, HIER IST TJURE FENRIRSSON!“. Dann sah ich ein kleines Licht. Durch ein Loch an so etwas, wie eine Wand kam ein kleines Licht. Ein schmaler Strahl von unendlich vielen winzigen Staubpartikeln schien durch eine Ritze und ich hörte leichte Schritte. Noch ehe ich etwas sagen konnte, hörte ich gedämpft Fenjas Stimme sagen, dass sie mich gehört haben. Sie hielt die Laterne hoch und leuchtete durch die Ritze des Einsturz. Ich stieg aus dem kalten Wasser und sah, was Fenja vor kurzem den Raum beschreiben konnte. Der Raum maß vier mal vier Schritt und der Steinquader von ein mal ein mal zweieinhalb Schritt war hier drin. Soweit ich sehen konnte, war hier nichts weiter drin. Ich rief zu Fenja, dass Orm hier nicht drin ist. Ich wollte wieder zurücktauchen. In meinem Übermut hatte ich nicht daran gedacht, wie schwer es schon war, diese Strecke in der Dunkelheit zu tauchen. Schon hatte ich mehrmals wieder tief eingeatmet, sprang in das Wasserbassin und tauchte wieder zurück. Zurück, wohin? Na da, wo ich reingesprungen bin. Ich tauchte wieder schnell und tat lange Schwimmzüge. Die Kreuzung schien nicht zu kommen. War ich schon daran vorbei? Ich drehte um. Drehte ich mich im Kreis? Ich wusste es nicht. Ich verlor die Orientierung. Ich versuchte, die Decke zu berühren und mich daran entlang zu hangeln. Meine Kräfte gaben nach. In Panik schluckte ich Wasser. Ich hatte mich total verschätzt. Ich schluckte wieder Wasser. Mein Körper wollte Atmen. Ich wurde bewusstlos.
Als ich wieder zu mir kam, hatte ich Schmerzen in der Brust, mein Herz schlug wie wild und ich spuckte auf der Seite liegend, kaltes Wasser aus meinen fast kalten Körper aus. Ich atmete tief ein, was wieder Schmerzen erzeugte und ich erneut Wasser und Schleim erbrach. Fenja hatte mich wieder ins Leben zurückgeholt. Ich hustete und spuckte immer wieder Wasser aus und atmete heftig. Jorgan hielt seinen Zauberstab mit der Flamme hoch, Thalio leuchtete mit der Laterne und Finn stand auch dabei. Orm stand neben mir. Wie hatte er es geschafft? Er sagte, er hatte, als er zurück schwamm, mich bewusstlos treiben gesehen und mitgenommen. Gesehen? Wie konnte er in der Dunkelheit sehen? Hier stimmte doch etwas nicht. Ich bin reingesprungen, um Orm zu retten und jetzt rettete Orm mich. Ich begann, als ich es konnte, mich mit einem Tuch abzutrocknen. Und Orm erzählte von einer Kammer, die er erreicht hatte. In dieser Kammer leuchtete ein kopfgroßer blauer Stein, der auf einem quaderförmigen Altar lag. [Tjure weiß das nicht, aber Fenja versuchte erfolgreich den Zauber BLICK IN DIE GEDANKEN auf Orm. Sie könnte bestätigen, dass Orm die ganze Zeit über an diesen blau leuchtenden Stein und an Swafnir dachte] Auch Jorgan fragte genauer nach diesem Stein. Es war also ein „Gwen Petryl“-Stein, auch Efferdfeuer oder Leuchtstein genannt. Die Efferd-Kirche beanspruchte diese Steine für sich. Und sie waren sehr wertvoll.
Weil wir hier nicht mehr herausbekamen, zogen Orm und ich uns an. Ich bedankte mich bei Orm für meine Rettung. Seine Häme, ich sollte besser schwimmen lernen, beantwortete ich mit „Danke Klugscheisser!“ Mit schwimmen hatte das nichts zu tun. Ich war halt übermütig und war mir der Gefahr nicht bewusst, vor der doch Oldifreyd in seinen Notizen gewarnt hatte. Hatte der Magus auch auf diese Weise einen seiner Gefährten verloren? Und warum hatte ausgerechnet Orm es geschafft? Weil Swafnir ihm die Kraft gegeben hatte, die mir fehlte? Ich machte mir zu viel Gedanken. Natürlich bedankte ich mich auch bei Fenja, die mir das kalte Wasser aus dem Leib gepumpt hatte. Meine Brust tat mir immer noch weh.
Orm wollte die Knochen der Skelette unbedingt mitnehmen. In einem Tuch, was er fand, wickelte er die Knochen ein. Er und Finn nahmen sich auch Waffen und Rüstungen der beiden mit. Dann begaben wir uns wieder zurück zum Turm. Während ich mich am Kaminfeuer im Turm wärmte und versuchte, langsam wieder zu Kräften zu kommen, begruben die beiden die Skelettknochen und den toten Thorwaler. Thalio sollte den Grabsegen sprechen, da Orm noch keine Weihe zum Swafnirgeweihten bekommen hatte.
[An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend]
Danke an Claas (Finn), Christian (Thalio), Hauke (Orm), Henning (Jorgan), Rike (Fenja) und unseren Spielleiter Frerk.
Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice