Das Schwarze Auge (4.1) Online-Spielabende vom 02.03. & 09.03.2021 “Das Turnier, Teil 4 & 5“
„Kein Mädchen ohne Liebe, kein Jahrmarkt ohne Diebe.“ Aus dem Salzkammergut
Aus dem Reisetagebuch des thorwalischen Skalden Tjure Fenrirsson:
Manches, von dem ich hier berichte, habe ich erst später erfahren. T.F.
2. Tag des Faramond [Ingerimm] im Jahr 2641JL [1014BF/21Hal]
Orm und Ugdalf wurden am späten Abend wehrlos abgeführt. Der Gaukler, wegen des Verdachts, den silbernen Becher des Turniermarschalls gestohlen zu haben und unser Swafnirgeweihter, weil er sich ungebührlich gegen „Ysgol von Tatzenhain“ verhalten hatte. Ich folgte ihnen, weil ich wissen wollte, wo sie hingebracht wurden. Die Prozession ging durch die Stadt, bis zum Weg, der zur Burg der Stadt führte. Während sie zur Burg hoch gingen, ließ ich mich in der Stadt einschließen, denn die Stadttore wurden auch geschlossen. Ich ging zur Taverne von Gostel Ochsenbrecht. Dort wollte ich mich für die Nacht einquartieren. Der gute Wirt sagte mir, dass alle Schlafplätze wegen des Turniers belegt waren, doch konnte ich ihn dazu überreden, dass ich in der Scheune schlafen durfte.
Ich erkannte, dass noch ein besonderer Gast an einem der Tische saß. Ganz alleine hielt sich „Havel von Ucke“, der Knappe des Ritters „Osgar von Otternpfot“, an einem Bierkrug fest. Ich bat ihn, mich hinzusetzen zu dürfen. Da fiel mir auf, dass Havel mächtig auf der einen Seite seiner wohlgeborenen Wange eine gewatscht bekommen hatte. Puterrot glühte die Stelle im Kerzenlicht. Ich gab ihm ein Bier aus und schon begann der junge Mann zu plaudern. Er erzählte, dass seinem Herrn die silbernen Sporen der Reitstiefel abhandengekommen waren und sein Ritter gab ihm, den Knappen, die Schuld dafür. Nebenbei gab mir der junge Adlige Unterricht in deren Etikette und brachte mir das „ihr’s-en“ bei. Nach unserem Gespräch zahlte ich dem Wirt die Zeche und den Silbertaler für die Nacht in der Scheune. So bettete ich mich im warmen Stroh.
3. Tag des Faramond im Jahr 2641JL
Gleich zum Sonnenaufgang lief ich durch das Stadttor zum Lager. Unterwegs aß ich ein Stück Brot und trank ein wenig Wasser. Im Lager angekommen erzählte ich meinen Kameraden Jorgan, Fenja, Thalio und Finn, wohin Ysgol, Orm und Ugdalf gebracht hatte und von dem Vorfall mit den silbernen Sporen. Wir steckten die Köpfe zusammen und berieten uns. Jorgan versprach Ugdalfs Ehefrau Nina und seiner Schwester Tamira, seine Unschuld zu beweisen. Darauf wollte Fenja ein paar Freunde besuchen, um Erkundigungen einzuholen. Thalio wollte zu Ysgol in die Burg, um für Orm ein gutes Wort einzulegen. Jorgan, Finn und ich gingen zum Turniermarschall.
Das Zelt des Turniermarschalls war rot-weiß und rund. Vor dem Zelt hielt ein Mann in dunkler Kleidung die Stellung. Es war einer der Schreiber. Er ließ uns mit dem Marschall „Volorion von Kolburg“ sprechen. Dieser bestätigte Jorgan, dass ihm sein Becher, ein Erbstück, abhandengekommen war. Der Knappe Havel von Ucke soll die Tat beobachtet und Volorion berichtet haben. Dieser hatte dann Ysgol berichtet. Uns allen war seltsam zumute. Havel, dessen Herrn selbst etwas abhandengekommen war, soll die Tat mit dem Becher beobachtet haben? Da stank doch etwas gewaltig nach Ogerscheisse. Jorgan versprach, sich auf die Suche nach dem Becher und den Dieb zu machen. Volorion wirkte erstaunt. „Warum wollt Ihr Euch die Mühe machen?“, fragte er. Für ihn stand der Täter fest. Wieder außerhalb des Zelts wollte ich schauen, ob ich eine Verbindung sah. Der silberbesetzte Gürtel der Bilburgh´s, Der silberne Becher von Volorion, Die silbernen Sporen von Osgar. Wir erfuhren, dass auch ein glänzender Helm vermisst wurde. Alles gestohlen in den letzten zwei Tagen, wie es schien. Vom Turnierplatz aus sah ich in Richtung der Zelte, doch ich fand keine Verbindung. Wir frühstückten erstmal.
Inzwischen hatte Thalio die Burg erreicht und war bei Ysgol vorstellig geworden. Er bestritt, dass Ugdalf den Eindruck eines Diebes machte, es keine Beweise gab und legte ein paar gute Worte für Orm ein und der adlige Bräutigam gab dem nach, mit den Worten: „Er hatte so schön den Prinzen vermöbelt.“ Ugdalf blieb in Haft, Orm durfte gehen. Später tauchten Thalio und Orm bei uns im Lager auf. Orm erzählte uns, dass er Ugdalf gefragt hatte, ob dieser Feinde hatte, was der Gaukler bestritt, denn er und seine Familie waren nicht von hier.
Wir bereiteten uns auf den Geländelauf vor. Finn, Orm und ich hatten uns dazu angemeldet. Bei einer Strecke von 500 Schritt galt es, als erster das Ziel zu erreichen. Mit am Start waren auch einige der Holzfäller, die Gauklerin Nina und die Zwillinge Cuano und Invher, einfache Leute aus der Stadt und Umgebung, der Thorwaler Ulf, doch auch Ritter Eichward von Billingen (von Prinz Wendelmirs Gefolge). Dieser wurde von seinen Leuten angefeuert, was ein echter Ritter ist. Turniermarschall Volomir gab das Startzeichen und schon ging es los.
Ritter Eichward rempelte seine nebenstehenden Mitstreiter an. Die ersten Läufer gingen zu Boden. Orm sah das und stellte Eichward ein Bein. Dieser sprang jedoch darüber. Ich war unter den Gefallenen und rappelte mich im Matsch so schnell wie möglich auf. Nach Einhundert Schritt kamen die Gaukler Cuano und Invher an einen hohlen Baum, den es zu durchqueren galt. Sie halfen sich gegenseitig. Dann kamen Orm und Ulf dort an und krabbelten durch den hohlen Stamm. Eichward versuchte sich vorbeizudrängeln und schlug Orm. Ulf empörte sich für das schlagen eines Swafnirgeweihten und prügelte sich mit dem Ritter. Als ich am Baumstamm ankam, waren alle Streiter aber längst durch. Ich hatte nur wenige Läufer hinter mir. Als ich durch den Stamm durchkrabbeln wollte, wurde ich, mangels Ausdauer, an den Füßen herausgezogen. Dadurch wurde ich fast letzter.
Dann galt es zum Wasserfall zu laufen und an einer Seite, ohne Hilfsmittel vierzig Schritt hinauf zu klettern. Viele andere waren bereits oben, als ich anfing zu klettern. Nach acht Schritt konnte ich einfach nicht mehr. Es war eine körperliche Tortur. Ich gab auf und wollte hinunter klettern. Vom zusehenden Publikum hörte ich Buhrufe. Dann stürzte ich hinunter. Mehr durch reines Glück gelang es mir, mich so abzurollen, dass ich nur wenig körperlichen Schaden nahm. Ich ging zum Publikum und schaute mir das Spektakel aus deren Sicht an.
Oben angekommen, mussten die Läufer sich an einem gespannten Seil über dem Wasserfall auf die andere Seite des Ufers entlang hangeln oder auf dem Seil balancieren, wie die Gaukler es machten. Sie waren die ersten, die die andere Seite erreichten. Dann kletterten sie an einer Leiter die andere Seite des Wasserfalls herunter. Bis auf Nina, die Tante der Gauklerzwillinge. Sie sprang die vierzig Schritt in die Tiefe ins Becken des Wasserfalls und schwamm dann, ohne Anzeichen von Verletzungen, zum Ufer. Ich vernahm vom Publikum lautes Erstaunen und muss zugeben, dass ich mir das nie getraut hätte.
Orm und Finn waren nach den Gauklern über das Seil gerobbt und kletterten die Leiter herunter. Orm haderte zuerst und sprang erst bei etwa zehn Schritt ins Wasser und Finn tat es ihm anschließend nach. Eichward gelang es, über das gespannte Seil zu robben. Die Norbardin Nadjescha fiel oben ins Wasser, stürzte aber zum Glück nicht die vierzig Schritt hinunter. Ulf baumelte mehr schlecht als recht. Die Gaukler hatten das Becken durchschwommen und rannten auf die Zielgerade zu. Dann folgte Orm. Finn allerdings paddelte mehr auf dem Wasser, als dass er schwamm. Als er von weiteren Mitstreitern überholt wurde, halfen einige aus dem Publikum, dass unser Söldner nicht doch noch ertrank und zogen ihn aus dem Wasser. Die Gauklerin Nina und die beiden Zwillinge Cuano und Invher gewannen den Geländelauf. Wir gratulierten den drei zu ihrem Sieg. Orm versprach, ihren Mann Ugdalf aus dem Kerker zu holen. Nina nickte dem Swafnirgeweihten zu und wir bekamen alle eine Einladung zum Bier.
Später, nach dem Mittag, fand der Buhurt statt. Zwei Kämpfergruppen standen sich per Losverfahren am Schluss gegenüber. In der einen Gruppe war Orm und in der anderen Gruppe war Finn. Alle gaben ihr Bestes. Orms Gruppe gewann dann doch nach Punkten. Zur Belohnung gab es Andergaster Rindenschnaps für die besten Kämpfer.
Auch ich wurde noch einmal gefordert. Und zwar beim abendlichen Sangeswettbewerb. Ich sang und begleite mich mit meiner Laute „Sirene“, die „Ode an die Heilari“ vor. In vier Strophen zu jeweils vier Zeilen besang ich die heilerischen und kämpferischen Fähigkeiten unserer Heilerin „Fenja Ulfaran“. Beginnend von unserem kennen lernen in Thorwal, über die langen Seefahrten gen Firun, Kämpfe gegen Seeleute, Orks, Wölfe und anderen Gefahren. Davon dass sie uns vor dem erfrieren im Ewigen Eis gerettet und geheilt hatte, über ihre Mahlzeiten, die ein Schneetroll sehr genoß, bis zu dem Zeitpunkt, wo unsere Heilari mich nach meinem Ertrinken zurück zu den Lebenden geholt hatte, meine Rückenschmerzen linderte und sich jetzt um die verletzten Wettkämpfer kümmerte. Fenjas Namen aber blieb in der Ode unerwähnt. Auch ich gewann eine Flasche Andergaster Rindenschnaps.
Am Abend fand die Feier bei den Gauklern statt.
4. Tag des Faramond im Jahr 2641JL
Heute fand der Höhepunkt des Turniers statt. Das große Lanzenstechen, wo nur Ritter und Adlige teilnehmen durften. Niemand von uns. Wir hatten an diesem Tag sowieso etwas anderes vor. Ich hatte inzwischen eingekauft. Etwas glänzendes Metall in Form von kleinen Schellen und einige Fäden. Wir wollten dem Dieb, den wir zuerst im Zeltlager vermuteten, eine Falle stellen. Die silbernen Armreifen von Finn sollten dabei auch eine Rolle spielen. Fenja kam zurück. Sie berichtete uns, dass ihre Freunde ihr von einem Baumdrachen, in der Nähe, erzählt hatten. Dieser könnte sich unsichtbar machen, sagte sie. Er könnte zwei Schritt lang und eine Spannweite von drei Schritt haben. Der Baumdrache könnte sich bevorzugt in Steineichen ein Nest gebaut haben. Was für ein Glück. Der Steineichenwald lag genau auf der anderen Seite eines Baches. Außerdem vermisste ein „Gwen Eisenhand“ einen glänzenden Helm. Die Idee mit der Falle schritt voran. Jorgan organisierte einen kräftigen Holzscheit, an dem wir einiges an blinkenden Kleinod annagelten und meine Schellen, die an Bändern hingen.
Dann überquerten wir an einer Brücke, nordöstlich der Stadt, den Bach, der zum Fluss “Andra” floss. Jorgan hatte sein Pferd mitgenommen. Wir anderen waren alle gerüstet und bewaffnet. Auf einer Wiese vor dem Steineichenwald platzierten wir den Holzscheit mit allerlei glänzenden Kleinod, gut sichtbar auf der Wiese. Wir waren hier alleine, denn das Volk schaute dem Gestech zu. Wir versteckten uns hinter Büschen und warteten ab. Thalio gab leise flüsternd, Unterricht in Sachen Etikette. Nach einer Weile begann sich der Holzscheit mit dem Kleinod zu bewegen. Jorgan meinte später, gesehen zu haben, dass die Umrisse eines Baumdrachen diesen bewegt haben. Genau gesehen hatte den Drachen niemand von uns. Mit einen Klirren und scheppern der Schellen, hob sich der Scheit in die Luft und flog lärmend in den Steineichenwald. Sofort folgten wir alle dem Scheit. Schnell geriet er außer Sicht. Und schon bald hörten wir ihn kaum noch.
Während wir versuchten, in dem urwaldlichen Gebiet uns zurecht zu finden, kapselte sich Fenja, die mit ihrem Kampfstab bewaffnet war, ab. Sie war eine Weile nicht zu sehen. Als wir Jorgan nach Fenja fragten, sagte er, dass sie wohl mal müsse. Wir beratschlagten unterdessen, wie wir vorgehen wollten. Die Bäume hier waren beinahe kutschendick und zwischen fünfzehn und zwanzig Schritt hoch. Als Fenja wieder erschien, entschuldigte sie sich kurz für ihre Unpässlichkeit. Sie sagte, ihr war ein Gedanke gekommen. Der Baumdrache könnte sein Nest in ein, von einem Blitz gespaltenen Baum gemacht haben. Wir bewegten alle unser Nasen in die Lüfte und manche von uns meinten, erkaltete Asche zu riechen.
[An dieser Stelle beendeten wir den Spielabend]
Danke an Claas (Finn), Christian (Thalio), Hauke (Orm), Rike [Fenja], Henning (Jorgan) und unseren Spielleiter Frerk.
Dirk Otto (Tjure) für Ludo Liubice